laut.de-Kritik
Den beiden sollte man einen musikalischen Entzug nahelegen.
Review von Johannes JimenoDieses unermüdliche Duo reiht einen Hit an den anderen und scheut sich auch in der Generation Spotify-Playlist nicht, Alben auf den Markt zu werfen. Seit 2017 veröffentlichen The Chainsmokers jetzt schon die dritte Scheibe in Folge. War das Debüt schlicht grottenschlecht und "Sick Boy" überraschend stark, nistet sich "World War Joy" in Sachen Qualität zwischen den beiden ein. Vor uns liegt ein pragmatisches Stück Popmusik ohne jegliche Weiterentwicklung, Inspiration, Kreativität oder Wagnis.
Zu allererst: Was bitte haben sich die kettenrauchenden Halunken beim Albumtitel gedacht? Weltkriegsfreude? Freude daran, dass Krieg irgenwie ganz geil ist? Freude darüber, dass Krieg sehr grausam ist und man mit eurer Musik den Krieg vergisst? Oder eine in einem Weltkrieg mündende Revolution darüber, wer am meisten Freude hat? Dazu das ideenloseste Cover 2019, getreu dem Motto "Hey, wir klatschen einfach alle Songtitel vorne drauf, damit die Jugend von heute nicht zu viel zu interpretieren hat." Da möchte man es mit Kollegah halten und die AKs aus dem Wandschrank holen.
Die beiden US-Boys ummanteln ihr Machwerk mit zwei australischen Features. Die lustlose Performance von Amy Shark passt hervorragend zum eintönigen Chorus: "Am I in your way-ay-ay? Ah, ah, ah, ah, ah / Am I in your way-ay-ay? Ah, ah, ah, ah, ah". Musikalisch jedoch ein gelungener Einstieg mit entspanntem Beat. Die "Rock"-Band 5 Seconds Of Summer bekommt neben akustischer Gitarre noch gechoppte Vocals und Future Bass an die Hand, was auf dem Papier zwar seltsam, in der Praxis aber durchaus hörbar klingt.
Auf der üppigen Gästeliste finden sich weitere bekannte Namen. Kygo, der skandinavische König der Einfältigkeit, schöpft auch bei "Family" aus einem nie enden wollenden Repertoire an drögen "Tropical House"-Beats. Andrew parliert über die Alltagsweisheit, dass Freunde manchmal auch zu einer Art Familie werden können: "I know some people, they would die for me / We run together, they're my family". Heraus kommt ehrenloser, austauschbarer Schmutz.
Genauso verzichtbar trötet Sabrina Claudio in "See The Way" ins Mikro und möchte dabei so gerne wie Selena Gomez klingen. Tut sie keineswegs. Flankiert vom üblichen, substanzlosen elektronischen Gezwirbel ergibt das einen klaren Fall von Fillersong. DJ Illenium und Sängerin Lennon Stella reihen sich hier nahtlos auf "Takeaway" ein, immerhin mit coolem Refrain. Den gibt es auch in "Call You Mine" mit Bebe Rexha zu hören.
Die diesjährige Bordsteinschwalbe der Features darf auch hier nicht fehlen: Ty Dolla $ign gibt sich die Ehre an der Seite der deutschen bülow. "Do You Mean" stellt tatsächlich das Glanzstück des Albums dar, weich, unaufdringlich und kohärent konzipiert. "P.S. I Hope You're Happy" schlägt in dieselbe Kerbe, dank Blink 182 liegen die Wurzeln hier eher im Punk. Mit einem fetzigem Chorus kommt hier tatsächlich ein wenig Abwechslung zustande.
Unweigerlich stellt man sich die Frage: Bringen die zwei Jungs auch noch alleine etwas zu Wege? Ja und nein. "Push My Luck" ist dermaßen generisch und egal, dass es wenigstens nicht auf die Nerven geht. In "Kills You Slowly" trumpft Taggart mit für seine Verhältnisse anspruchsvollem Gesang auf und dank mehreren, übereinander gelagerten Vocalspuren endet der Song wirklich schön.
"World War Joy" zeigt die Stagnation und künstlerische Verarmung von elektronisch infiziertem Chartspop zum einen und die Inkompabilität von The Chainsmokers auf Albumlänge zum anderen. Sie sind und bleiben ein Single-Duo, das seine stärksten Momente in einer melancholischen Strophe mit druckvollem Beatdrop hat. Selbst schnörkellose EDM-Nummern wie "Side Effects" sind besser als dieses verweichlichte halbstündige Gesülze. Oder man legt Andrew Taggart und Alex Pall mal einen musikalischen Entzug nahe und veröffentlicht das nächste Album vielleicht erst 2022.
4 Kommentare mit einer Antwort
Die musste ich echt bei Spoti blocken. Irgendwann mal nen Remix von denen für gut befunden und auf ne Playlist gepackt. Seitdem kein Release Radar ohne Chainsmokers. Jede Woche der gleiche Song. Musik zum.... ja was eigentlich?
ach echt? mach du mal auch nur ein song und ich schau zu
Man muss nur den Namen Chainsmokers hören und weiß schon genau, was für Musik man kriegt. Die Songs hat man im Ohr, bevor man sie hört. Und das zeugt von Scheißigkeit.
Entzug ja, aber bitte auf Lebenszeit ausweiten - dasselbe gilt für Kygo...
okay schön, du hasst sie. haben wir ja kapiert. aber ein artikel zu schreiben und sie mit schiße zu beschmieren... was für ein huso muss man bitte sein lmao??? bau dir mal selber so einen erfolg auf oder krieg wenigsten iwas im leben zamgschissn als so n bullshit zu schrieben. hat wer nach deiner meinung gefragt? nein also hdf