laut.de-Kritik
Geschlechterforschung mit den Jarman-Brüdern.
Review von Martina KellnerMit Alex Kapranos als prominentem Fürsprecher und Produzenten im Gepäck bringt das Wakefielder Brüder-Gespann The Cribs sein nunmehr drittes Studioalbum auf den Markt. "Men's Needs, Women's Needs, Whatever" heißt das gute Stück. Der gespannte Hörer fragt sich: "Was soll man von so einem Titel halten?" Folgt da eine vertonte Abhandlung über die zwischenmenschlichen Probleme von Mann und Frau? Ist das Indie-Trio neuerdings unter die Verhaltensforscher gegangen?
Ein Blick auf die CD-Hülle untermauert den Verdacht: "Girls Like Mystery" heißt es da zum Beispiel. Daran reiht sich "Men's Needs", ein elegant trashiger Song, herrlich mitsingbar und eingängig, inklusive ironisch trockener Lyrics. "Men's Needs" handelt von Begierden, Abgründen und Konfliktpotential. Die Ursache für all die partnerschaftlichen Spannungen liegt also, glaubt man Ryan, Gary und Ross, in der Natur des Mannes. Quelle allen Übels ist nämlich die männliche Gier, die ihn für das weibliche Geschlecht nicht unbedingt anziehender macht.
Was die Bedürfnisse der Frau angeht, geben sich die Cribs jedoch etwas unkonkreter. Aber vielleicht ist "Women's Needs" ja auch nur was den Titel betrifft, Pendant – schließlich erwartet ja auch niemand, dass uns die Briten eine ausgefeilte Gender-Rollen-Analyse servieren. Der Track erzählt von Gleichgültigkeit und Niedergeschlagenheit ("In a radius of a thousand miles / You find it strange no one makes me smile") und überrascht dabei mit fröhlich melodischem Sing-Along-Chorus.
Ungewöhnlich, besser gesagt Cribs-untypisch klingt auch "Be Safe", ein Track der in Kollaboration mit Sonic Youth' Lee Ranaldo entstand. Im Vordergrund steht Ronaldos eindringlicher, fast schon hypnotisch wirkender Sprechgesang, den die Jarman-Brüder mit Background-Vocals und nervösen Gitarren untermalen. Auch "Shoot The Poets" klingt weniger nach Wakefielder Powerpop-Rock-Schiene und mutet beschaulich ruhig an. Das Stück beschließt die LP in akustischer Gelassenheit, fast schon etwas zu leise.
Ansonsten gibt es auf "Men's Needs, Women's Needs, Whatever" natürlich noch den Indie-Punk-Mix der Marke "Cribs" zu hören. "Our Bovine Public" oder "Moving Pictures" sind hier beispielsweise zu nennen. Beide Nummern sind höchst energiegeladen und bestechen mit energisch-wilden, rauen Gitarren. "Major Titling" und "My Life Flashed Before My Eyes" erinnern in ihrer Ungeschliffenheit an das Debüt bzw. die Folge-LP "The New Fellas". Letztgenannter Song ruft sogar Parallelen zum Indie-Smash-Hit "Hey Scenesters!" ins Gedächtnis, der einst feierlich in die Liste der "50 Greatest Indie Anthems Of All Time" aufgenommen wurde.
Auch wenn die dritte Platte der Jarman-Brüder insgesamt glatter klingt, so brilliert sie doch mit gleich bleibend hoher Qualität. Kennzeichneten sich "The Cribs" und "The New Fellas" noch durch großteils gute Tracks, inklusive einzelner herausragender, teils auch weniger beeindruckender Ausreißer, so bewegen sich die Lieder des neuen Albums auf konstant hohem Niveau.
Im UK hat es die Platte bereits unter die Top-15 geschafft, bleibt abzuwarten, ob die Engländer auch in Deutschland mit oberen Chartpositionierungen belohnt werden – die qualitativen, lässig-trashigen Punk-Pop-Songs von "Men's Needs, Women's Needs, Whatever" sprechen auf jeden Fall dafür.
9 Kommentare
das hier sollte album des monats sein, is der letzte scheiß hier!
gefällt mir auch ganz gut. is aber nix besonderes, normaler britpop halt. bietet einige hits, z. b. "men's needs", "be safe"
4/5
Nix normaler Britpop!
DER BESTE!!!
Gerade die Cribs und auch die Maccabees laufen bei mir noch immer regelmässig. Kann das auch nicht gerade nachvollziehen. Aber Geschmäcker sind zum Glück unterschiedlich
@Vapour Trail (« @merry-go-round (« wie z.B. The Maccabees, Bromheads Jacket oder The Automatic. »):
oder dein hirn. »):
Du musst nicht gleich persönlich werden, nur weil meine Meinung anscheinend nicht mit deiner übereinstimmt.
Das ist doch das witzig an VT! Deswegen haben wir ihn doch alle so lieb