laut.de-Kritik
Die Australier wildern in neuen Revieren und schmücken ihren gradlinigen Rock mit fremden Federn
Review von Joachim GaugerEigentlich sind "The Cruel Sea" ja für ihren straighten und wohlklingenden Rock bekannt, der sich durchaus an ein größeres Publikum wendet. Nach dem Erfolg von "The Honeymoon Is Over" (1993) hatten die Australier eine Auszeit genommen, jetzt aber bringen sie mit "Over Easy" ein Album, das im Vergleich zu seinen Vorgängern nahezu experimentell wirkt.
Geblieben ist die warme und relaxte Atmosphäre, neu sind gelegentliche Loops und Samples. Außerdem wildern "The Cruel Sea" in anderen Revieren wie nie zuvor. "The Charmer" ist ganz traditioneller Reggae, "Hard Times" besitzt einen warmen laid-back-Groove, ist sanft, fast sommerlich und angereichert mit Loops und sogar ein wenig Hip Hop-Flavour. "Takin' All Day" kann mit sparsamer Instrumentierung, verspielter Melodik und langsamen, dennoch treibenden Beats aufwarten. Und dem Industrial-Kracher "Only Falling Water" steht mit "This Time Of Year" eine ruhig-melancholische Ballade gegenüber.
Das Niveau des homogenen Meisterwerks "The Honeymoon Is Over" zu halten, war sicher nicht leicht, vielleicht auch gar nicht beabsichtigt. So präsentiert sich "Over Easy" als tastender Neuanfang, der zwar beeindruckt, aber dann doch nicht umwirft. Der ganz große Wurf gelingt halt nicht alle Tage.
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