laut.de-Kritik
Zu wenig Bitch-Power, zu viel Lolita Lavigne.
Review von Michael EdeleKanada wird ja gerne als liberales Land dargestellt und die USA nutzen es auch immer noch gerne als theoretische Spielwiese für den ein oder anderen Einmarsch. Allerdings haben sich die Kanadier immer noch nicht öffentlich für Bryan Adams entschuldigt und auch für diese Avril Lavigne-Hupfdohle könnte man sich mal ne Rechtfertigung einfallen lassen.
Wie dem auch sei, mit Neurosonic oder The Vincent Black Shadow haben die Cannucks bewiesen, dass sie auch ein paar richtig gute Bands am Start haben, die durchaus Chartspotenzial haben, ohne dabei gleich weichgespült zu klingen.
So sieht man über ein paar Ausrutscher gern großzügig hinweg, doch was hier mit The Flairs vorliegt, ist schon eine etwas zweischneidige Sache. Die drei Mädels mit ihrem Basser haben eigentlich eine durchaus ansehnliche Reputation. So stammt Gitarristin Gillian Hanna aus der ehemaligen Backing-Band von Bif Naked und die komplette Band hat sich schon im Vorprogramm von Cheap Trick einen guten Ruf erspielt.
Allerdings muss man anmerken, dass es sich bei den 13 Songs auf "Shut Up And Drive" weitgehend um sehr typischen Bubblegum Rock handelt, wie ihn uns eben auch Lolita Lavigne so gern andreht. Keine Frage, Gillian ist wenigstens noch ne waschechte Gitarristin und nudelt uns beispielsweise in "Drive By" ein paar sehr coole Licks runter, aber Dawn Mandarinos Stimme klingt meist viel zu süß, um mal richtige Bitch-Power zu entwickeln. So kommt ein dreckiges Rock'n'Roll-Riff wie das im an sich nicht schlechten "Under My Skin" einfach zu saftlos.
Dabei gibt es durchaus ein paar ganz gute Songs auf der Scheibe. "Ready To Roll" rockt ordentlich los und auch "Sorry 4 Lovin' You" ist nicht von schlechten Eltern. Selbst die Coverversion von Skid Rows "18 & Life" lässt sich als durchaus gelungen beschreiben. Eigentlich nur verwunderlich, dass Sebastian Bach den Mädels nicht ein wenig ... ähm ... unter die Arme gegriffen hat.
Während der Großteil der Scheibe aus Songs besteht, die sich tatsächlich ganz gut zum Autofahren eignen würden, aber nach der Fahrt wohl auch schnell wieder vergessen sind, gibt es leider auch Teenie-Schmus wie "Enemy" oder "Falling Into Pieces" zu verkraften.
"Shut Up And Drive" ist so ein Album, das keinem weh tut und bestenfalls sogar ne gute Zeit bereitet. Ob man von der Scheibe in einem Jahr (das sie in Kanada schon auf dem Buckel hat) noch reden wird, wage ich aber zu bezweifeln.
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