laut.de-Kritik
Zackige Punk-Gitarren und völlig losgelöste Chorgesänge.
Review von Michael SchuhMan muss nicht alle Alben des Sunderland-Quartetts kennen, um spätestens beim fünften Song auf "The Chaos" die Frage zu stellen, warum diese Band nach wie vor als Insider-Tipp gehandelt wird. Quasi als die Robocop Kraus von der Insel. Wieselflinke Bassläufe, zackige Punk-Gitarren und natürlich die völlig losgelösten Chorgesänge, die in "The Collector" einen herrlich versponnenen (Comedy-) Höhepunkt fernab jeglicher Instrumentierung erfahren.
Mag sein, dass der Unterschied zu früher darin liegt, dass die Futureheads das Genre-Präfix "Indie" aus ihrem Wortschatz gestrichen, dafür aber ihre Formel für den perfekten Punkrock-Song verfeinert haben und sich ihre innere Zufriedenheit darüber in strahlend mitreißenden Refrains widerspiegelt.
Die kompositorische Wucht spricht auf "The Chaos" nämlich mehrheitlich aus eingängigen Moshpit-Klopfern, deren Grölfaktor beinahe schon Blink 182-Niveau erreicht - selbstredend fernab des schwer zu ertragenden Pathos-Faktors der Amerikaner. Kurz: Man könnte damit endlich groß rauskommen. Doch allzu viel Geld dürfte nicht zur Verfügung stehen, denn die Band veröffentlicht seit 2008 auf dem eigenen Label Nul Records.
Nach wie vor zeichnen sich Futureheads-Songs durch ein rhythmisches Fundament aus, das seinen Dienst mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks verrichtet. Die alten Gang Of Four-Vergleiche kann man ob des stringenteren Rock-Songwritings jedoch nur noch bedingt ziehen.
Möglicherweise schimmern in diesem neuen Ansatz die Support-Slots für die Foo Fighters oder auch die Zusammenarbeit mit Prouduzenten-Altmeister Youth durch, dessen stilistische Offenheit von Primal Scream bis zu Wet Wet Wet reicht.
Sollte "Decent Days And Nights" vom 2005er Debüt ihr bislang größter Pop-Moment gewesen sein, legen die Futureheads heuer mit "Struck Dumb" und dem "Heartbeat Song" gleich doppelt nach. Vor allem angesichts der wahnwitzigen ersten Albumhälfte sieht man über schwächere Momente ("I Can Do That", "Dart At The Map") locker hinweg.
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