laut.de-Kritik
Nix mit schlechter Laune dank Britrock und Punkeinschlag.
Review von Martina KellnerOi! Welche Mucke hört man, wenn man angesäuert oder schlecht gelaunt ist? Empfehlungen gibt es diesbezüglich ja einige. Ich bevorzuge in entsprechenden Situationen mentaler Verstimmtheit pompösen Skandinavienrock à la Turbonegro - die Futureheads sind da aber auch immer ganz dienlich! Vor allem, wenn sie, wie auf der neuen Platte, instrumentell zum Teil einen Zacken zulegen und mehr in der punkige Ecke einschlagen.
Nach dem selbstbetiteltem Debüt und dem 2006er "News And Tributes" steht nun das erstmals eigenproduzierte "This Is Not The World" in den Läden.
Zwischenzeitlich trennte man sich wegen Unstimmigkeiten in Sachen Vermarktung von 679 Recordings und gründete schnell ein eigenes Label. Gerüchten zufolge, hätte man die Bandkarriere nach Veröffentlichung des zweiten Albums fasst an den Nagel gehängt – nur gut, dass sich die Herren Millard, Craig, Hyde und Hyde doch noch zusammenraufen und nun eine formidable, wie eh und je rockige LP abliefern. Sie bleiben ganz dem eigenen Stil treu, ohne extravagante Schnörkel.
Sehr solide kommt die Scheibe daher, mischt bekannte Alternative-, Indie- und Rock-Arrangements im Stile der Gang Of Four oder Franz Ferdinand mit mehrstimmigem Gesang, wie man es von den Mannen aus Sunderland kennt. Die zwölf neuen Songs bieten genügend Tanzflächenfutter, aber gewähren hier und da auch einige ruhige Verschnaufminuten, was zusammen eine doch recht abwechslungsreiche Mischung ergibt. "The Beginning Of The Twist" legt punkrockig vor, dreht die Gitarren munter auf und stimmt klanggewaltig ein.
Derart ungestüm gibt sich auch "Broke Up The Time". Das Gros der Tracks wirkt dagegen etwas weniger spritzig und legt den Fokus eher auf das Doppel-Geträller von Hyde und Millard, als auf donnernde, eilig vorpreschende Zupfparts. Den Drive verlieren die Songs aber trotzdem nicht und klingen immer noch vertraut. Der kanonartige Staffel-Gesang, einst Markzeichen der Band und von Songs wie "Hounds Of Love" oder "Le Gerage" bestens in Erinnerung, kam bereits auf dem Zweitling etwas sparsamer zum Einsatz und auch diesmal trifft man ihn eher selten an. Dafür tritt "This Is Not The World" wesentlich aufgeräumter und direkter auf als zuvor.
Thematisch bedienen sich die Futureheads im gewohnten Ideenpool: da erklingen kreative Liebesgeständnisse ("You put the colour in my eyes / Every time I get to see your smile") und krittelnde Gegenwartsdiagnosen ("Disgusting and dirty / We spoiled ourselves completely"), man besingt Mädchen mit Radioherzen und andere Verführungen. Zum Ende tischen die Briten noch einen groovigen, melodischen Rausschmeißer auf, der insgesamt noch einen Zacken kratziger daherkommen müsste, um die Platte mit dem gewünschten Knall abzurunden.
"This Is Not The World" klingt zwar nicht so durchschlagend wie das Debüt, aber doch ganz gelungen und robust - ein Album, dass vor allem für eines hervorragend geeignet ist: den Gute-Laune-Pegel ordentlich nach oben zu drücken.
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