laut.de-Kritik

Klassischer Westcoast-Rap im modernen Gewand.

Review von

Mit seinem dritten Album setzt der selbsternannte Dr. Dre-Nachfolger sein Westküsten-Revival nahtlos fort und weckt angenehme Erinnerungen an mehr als nur einen Klassiker - ohne dabei schlichte Wiederholungen zu präsentieren. An seinen verbalen Fähigkeiten scheint Jayceon Taylor ebenfalls stetig weiter zu feilen, was "LAX" zu einem der besten US-Releases des Jahres im Bereich Hip Hop macht.

Der thematische Schwerpunkt des Albums liegt natürlich immer noch beim Ghetto-Life und der Gang-Karriere des Interpreten, aber das ist auch gut so. Wie authentisch die Geschichte der kriminellen Vergangenheit des Bloods-Mitglieds eigentlich ist, war ja lange genug Thema, weshalb ich mir meinen Senf dazu an dieser Stelle spare. Aber selbst wenn The Game den hammerharten Gangster nur spielt, müsste man einfach anerkennen, dass er das verdammt gut kann.

Songs wie "My Life", "LAX Files" oder "Let Us Live" schildern die Schattenseiten des Thug-Life mit düsterster Gangbanger-Melancholie. Zum Ausgleich holt sich Game für gepflegtes Hood-Representing mit Ice Cube ("State Of Emergency") und Reakwon ("Bulletproof Diaries") zwei Veteranen des Gangsta-Rap ins Boot. Auch der Rest der Gästeliste lässt nichts zu wünschen übrig. Neben The Games Pitbulls (Biggie und Tupac!), die man hier und da bellen hört, melden sich unter anderem Lil Wayne, Ludacris, Nas, Common, DMX und Ne-Yo zu Wort.

Das Produzentenaufgebot besteht ebenfalls nur aus Schwergewichten der Szene. Neben J.R. Rotem, der den größten Teil der Instrumentals beisteuerte, setzten sich Cool & Dre, Kanye West, Scott Storch und Hi-Tek an die Regler. Für die Single "Dope Boys" ließ sich sogar der Ex-Blink 182-Drummer Travis Barker verpflichten, der sich als extrem guter 808-Ersatz entpuppt und den Track zu einem der Höhepunkte des Albums erhebt.

"Dope Boys" ist allerdings bei weitem nicht die einzige Ausnahmeerscheinung. Die Geldscheffel-Hymne "Money" beispielsweise ist dank dem wirklich gut produzierten E-Gitarren-Beat und dem Betty Wright vocal sample ebenfalls einer der besten Songs des Albums. Und schließlich wäre da natürlich noch "Letter To The King", eine Ode an Martin Luther King, die völlig aus dem Rahmen fällt. Zusammen mit Nas präsentiert sich The Game auf dem ruhigen, soullastigen Beat von einer ungeahnt tiefgründigen Seite.

Dem guten Gesamteindruck stehen allerdings auch einige weniger berauschende Stücke gegenüber. "Ya Heard" zum Beispiel, ist trotz des Ludacris Features ein Skip-Kandidat, weil einem das unrythmische Synthie-Geplänkel irgendwann auf den Sack geht. Bei "Touchdown" und "Gentleman's Affair" wagt sich The Game in R'n'B-Gefilde, was er lieber hätte lassen sollen, und "Game’s Pain" langweilt am Ende nur noch als durchschnittliches Good-Life-Sommergedudel.

Ein paar Fehlgriffe sind aber schließlich kein Weltuntergang, und wenn The Game hiermit wirklich sein letztes Album abgeliefert hat, wie er es kürzlich ankündigte, dann hat er einen äußerst zufrieden stellenden Abgang hingelegt.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Lax Files
  3. 3. State Of Emergency
  4. 4. Bulletproof Diaries
  5. 5. My Life
  6. 6. Money
  7. 7. Cali Sunshine
  8. 8. Ya Heard
  9. 9. Hard Liquor (Interlude)
  10. 10. House Of Pain
  11. 11. Gentleman's Affair
  12. 12. Let Us Live
  13. 13. Touchdown
  14. 14. Angel
  15. 15. Never Can Say Goodbye
  16. 16. Dope Boys
  17. 17. Game's Pain
  18. 18. Letter To The King
  19. 19. Outro

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