laut.de-Kritik

Brachialer Sound und nach vorne walzende Kopfnicker.

Review von

The Game erschwert es dem hektischen S-Bahn-Hörer gehörig. Statt einem stimmigen Werk mit 12 bis 14 Songs knallt er uns wieder einmal 21 echte Tracks um die Ohren und fast genauso viele Styles und Sounds. Mal leidet er mit bekannt heiserer Stimme am Mic, dann rockt er wieder in Doubletime ("Life Is But A Dream"), nur um später komplett den Realitätssinn zu verlieren wie Kokainabhängige ("... The Day i go out Its Kendricks dream ..."). Wer kann sich heutzutage noch punktgenau konzentrieren, und so drohte das Free-Tape, nach dem ersten Durchmarsch zwischen Nipsey und Doms neuem Streich gnadenlos unterzugehen. Doch The Game hatte Glück.

Ich erinnerte mich an 2011/2012. Damals erhob ich sein Album "The R.E.D. Room" erst sehr spät und auch für mich überraschend in die Top 20 der Top 250 des Jahres – der Gnade der späten Review sei Dank. Schon damals ärgerte ich mich anfangs über zu viel Mittelmaß und schon damals gefiel sein fünftes Studioalbum in den folgenden Monaten immer mehr. Auch dieses Mal profitiert Chuck Taylor von meiner Geduld. Die kostenpflichtige Deluxe Edition von "OKE – Operation Kill Everything" pumpt soundtechnisch brachial und nach einer Woche durchgehender Beschallung, in der Hamburger S1 offenbarten sich doch noch einige Höhepunkte.

Für den Opener "Kill Everything" hackt Cardiak – auf bekannt gutem Niveau – einen dick produzierten Truckbeat in die Tasten, während "F.I.V.E." The Game gar von seiner besten Seite zeigt. Über eine nach vorne walzende Kopfnicker droppt er wieder unzählige Namen und Verweise, holt sich Chris Brown in den Hook und aus Lil Wayne einen vernünftigen Vers heraus. Auf "Welcome to California" fährt er mit Skeme – unterlegt von sphärischen Klängen – alleine durch die Nacht wie die Ärzte und schreibt Songs wie "In The City", den er mit Fred Da Godson über 80er Elektro-Pop einrappt. Auf "Life Is But A Dream" und "Astronaut Pussy" nimmt Game dann mit zackigem Flow den Kampf gegen die uninspirierten Beats auf. Immerhin.

Erstaunlicherweise setzen sich die beiden besten Tracks mit dem Leben in Beverly Hills auseinander. Der drumlose Soul-Loop unter "Breakfast with Al Pacino" bildet die perfekte Grundlage für Games selbsternannten Superstar-Status: "My life a movie directed by Tarantino, my Lambo lounging the kimo / I'm at that fork in the road like a torturous Hov". Der Bonus-Track "Hollywood" mit Scarface steht dagegen mit "Compton tattooed on his stomach" fest auf den Straßen der Hood und macht klar: "You got some weed and the molly, good / Now take your bitch ass to Hollywood".

Das war es dann auch. Der Rest von "OKE" feiert mit DJ Khaleds Tracks eine Party im Nirgendwo der Festplatte. Vielleicht finde ich nach mehreren Jahren ja noch ein paar Perlen.

Trackliste

  1. 1. Kill Everything (feat. Diddy)
  2. 2. Life Is But a Dream (feat. Elijah Blake)
  3. 3. Astronaut P*ssy (feat. Skeme, ScHoolboy Q)
  4. 4. Welcome to California (feat. Skeme, Stacy Barthe, ScHoolboy Q, Too $hort)
  5. 5. In The City (feat. Fred The Godson, Sam Hook)
  6. 6. F.I.V.E. (feat. Chris Brown, Lil Wayne)
  7. 7. Love On Fire (feat. Chantel)
  8. 8. Breakfast With Al Pacino
  9. 9. Oh Lord (feat. Chantel)
  10. 10. TD (feat. Problem)
  11. 11. Same Ho*s (feat. Ty$, Nipsey Hussle)
  12. 12. Turn Down For What (feat. Problem, Clyde Carson)
  13. 13. F*ck a B*tch (feat. Nipsey Hussle, Elijah Black, Joe Moses)
  14. 14. Compton (feat. Stat Quo)
  15. 15. Swerve
  16. 16. Super Throwed (feat. Juicy J)
  17. 17. You Don't Know
  18. 18. Just So You Know
  19. 19. Maybe In Another Life (feat. K Roosevelt)
  20. 20. Pour Up (Remix) (feat. Jeezy)
  21. 21. Delete All That Sh*t (Outro)
  22. 22. (Bonus) Hollywood (feat. Scarface)

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