laut.de-Kritik
Schräger Indiepop aus Athens, Georgia.
Review von Giuliano BenassiWenn ein Album drei Jahre nach der ursprünglichen Veröffentlichung noch mal auf den Markt kommt, obwohl kaum Informationen darüber zu finden sind, muss es sich um etwas Besonderes handeln. Bei den Glands ist dies zweifellos der Fall.
Das kurze Klingen eines Weckers läutet den Beginn des exzentrischen Albums ein. Der Opener "Livin' Was Easy" könnte mit seinen zuckersüßen Background Vocals fast Britpop sein, wenn die akustischen Begleitgitarren nicht so schräg rumeierten. "Why did I go, when livin' was easy, I had a room on my own, and the weather's so warm", turtelt Sänger Ross Shapiro nichtssagend ins Mikrofon.
"It only hurts me when I laugh, so don't laugh is the best you could say", heißt es ein Lied später, untermalt von einem pumpenden Bass. Schwermütige Streicher führen Falsetto-Gesang und ein klimperndes Klavier ein ("Swim"), "Mayflower" verbreitet dagegen Weltuntergangsstimmung. Die Stimmen in "Lovetown" und "I Can See My House From Here" erinnern an Grateful Dead, auf "Fortress" haben Radiohead deutliche Spuren hinterlassen.
Fest steht, dass die Glands aus Athens, Georgia stammen, wo auch R.E.M., B-52's oder Indigo Girls an den Start gingen. Sie sind also in guter Gesellschaft, lassen sich musikalisch aber nicht in die gleiche Sparte einsortieren. Obwohl es sich bei allen vier um mehr oder weniger poppig aufbereitetes Singer/Songwriter-Material handelt, haben die Glands kaum Anspruch auf kommerziellen Erfolg und erinnern in dieser Hinsicht an die früheren Lambchop, die auch fröhlich vor sich hin musizierten, bevor sie mit "Is A Woman?" eher nebenbei den Durchbruch schafften.
Dass den Glands das selbe Schicksal bevorsteht, ist unwahrscheinlich. Ihr selbstbetiteltes Album ist aber ein genaueres Hinhören wert. Von der Band selber und ohne Druck produziert, sprudelt es an Ideen nur so über. Musik um der Musik willen bringt nicht unbedingt anhörbare Ergebnisse vor. Hier aber vereinigen sich Schwermut und Anspruch mit Spaß am Spielen. Deshalb lautet der Appell an die Glands, falls es sie noch geben sollte: mehr davon!
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