laut.de-Kritik

Der Orgelspieler kehrt zu den frühen Deep Purple zurück.

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In Jon Lords Brust schlagen bekanntlich zwei Herzen: Das eine für Bach, das andere für den Blues. Gelang es ihm in seinen 26 Jahren bei Deep Purple nur gelegentlich, beide in Einklang zu bringen, tobt er sich seit seinem Ausstieg 2002 aus. Einerseits mit klassischen Kompositionen im Vertrieb vom EMI, andererseits als Part Time-Keyboarder der australischen Bluesrock-Combo Hoochie Coochie Men.

Auf ein Live-Album 2003 folgt nun vier Jahre später die vorliegende Studiomühe. Nicht, dass sich der Engländer deshalb in die andere Hälfte der Welt bemüht hätte – er erhielt die fertigen Tapes und spielte zuhause seine Beiträge ein. Dennoch ist von den ersten Takten an klar, dass die Beteiligten, inklusive Lord, die Angelegenheit ernst nehmen.

Der Opener "The Blues Got Sadder" lässt sofort Erinnerungen an Mark I, das erste Deep Purple-Lineup mit Rod Evans und Nick Simper, aufkommen. "April" und "Hush", also, in denen der Blues noch stärker herauszuhören war als in den hardrockigen Kompositionen der späteren Zeit. 60ies durch und durch – auch dank dem unverwechselbaren Klang von Lords Hammond-Orgel.

Doch die Tastatur ist nicht der einzige Verbindungspunkt zur Vergangenheit. "Over & Over" ist eine Klavierballade mit kirchlichen Orgelnoten, der Ian Gillan seine nach wie vor potente Stimme leiht. Somit sind zwei Fünftel des klassischen Deep Purple-Lineups wieder vereint, wobei sich das Ergebnis, wie auch in "If This Ain't The Blues", durchaus hören lässt.

Drei weitere Sänger leisten ihren Beitrag: Die Australier Jeff Duff und Jimmy Barnes sowie Gitarrist Tim Gaze, der in sieben von dreizehn Stücken das Mikrophon übernimmt und mit seinem schnörkellosen und rauhen Stil neben Gillan am besten abschneidet. Spätestens mit seinem stark an "Stairway To Heaven" angelehnten Solo in "Over& Over" übernimmt er die zweite Hauptrolle neben Lord.

Für das Bandgefüge unerlässlich ist auch Produzent und Bassist Bob Daisley, der die meisten Stücke für Ozzy Osbournes erste zwei Soloalben Anfang der 80er schrieb und davor bei Rainbow spielte. Im Hintergrund ist es er, der die rhythmischen Fäden zieht. So im sprudelnden "Let It Go", dem eher obskuren Rolling Stones-Cover "Heart Of Stone", oder im an "I Want You (She's So Heavy)" von den Beatles angelehnten "If This Ain't The Blues".

Vom Titel und dem gleichnamigen, flach geratenem Instrumentalstück mal abgesehen, ist "Danger: White Men Dancing" ist ein gelungenes Album. Immerhin ist es ohne Druck und große Erwartungen entstanden. Dass der Bluesmann Willie Dixon mit Bandnamen und zwei Stücken (das andere ist "Dead Presidents") Pate stand, ist kaum noch herauszuhören. Die Hoochie Coochie Men haben es geschafft, einen eigenen Sound zwischen Rhythm And Blues und Rock zu entwickeln, der zwar schon seit den 60er Jahren existiert, hier aber noch einmal überzeugend und nicht abgelutscht rüberkommt.

Trackliste

  1. 1. The Blues Just Got Sadder
  2. 2. Gotta Find Me Some Fire
  3. 3. Twisted System
  4. 4. Over &Over
  5. 5. Let It Go
  6. 6. Heart Of Stone
  7. 7. If This Ain't The Blues
  8. 8. Danger White Men Dancing
  9. 9. Dead Presidents
  10. 10. Hoochie Coochie Man
  11. 11. Bottle O'Wine
  12. 12. Everybody Wants To Go To Heaven
  13. 13. Tell Your Story Walkin'

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