laut.de-Kritik

Soul-infizierte Einladung zum Tanz auf den Barrikaden.

Review von

Das schwedische Kollektiv mit sozialutopistischer Agenda und Vorliebe für klassischen 60er Protest-Rock hat in Mr. Rick Rubin himself offenbar seinen Spiritus Rector gefunden. Daher lassen sich die Geister, die sich an "Armed Love" geschieden haben, auch mit dem vierten Album "The Cross Of My Calling" nur schwer wieder vereinen.

Wer bereits einen Narren am Vorgänger gefressen hat, kommt auch bei der Neuauflage voll auf seine Kosten. Puristen, die sich ob der vergleichsweise opulenten Produktion des Bärtigen in Gram von der Noise Conspiracy abgewandt haben, werden sich auch mit dieser Platte nur schwer anfreunden.

Während das 2004er Werk den eher schwächelnden Vorgänger mit handfesten Argumenten bezüglich Sound und Songwriting in die Schranken wies, steckt der Vergleichsteufel diesmal wieder im Detail. Klangästhetisch bleibt auf "The Cross Of My Calling" alles beim guten, alten Retro – Rubin, der Fuchs, hat sich die Einstellung am Mischpult wohlweislich gut gemerkt.
Lyxzén, Strömberg, Johansson und Dahlberg haben zur Vorbereitung aber scheinbar noch akribischer in den Tiefen der väterlichen Plattensammlungen gewühlt. Frisch inspiriert paaren sie ihren Rock'n'Roll mit noch mehr Soul, Funk und Jazz.

Um den Atem der Geschichte ganz unmittelbar zu inhalieren, bauten sie ihr Vintage-Equipment in den legendären Sunset Sound Studios in Los Angeles auf. Dieser Hort war einst Brutstätte wegweisender Meilensteine der Rockhistorie von The Doors über Led Zeppelin bis hin zu den Rolling Stones.

Leih-Keyboarder Kalle Jacobson ließ es sich ergo auch nicht nehmen, Ray Manzareks unvergessenem Regentanz im Doors-Epos "Riders On The Storm" eine standesgemäße Hommage zu verpassen, indem er dessen Fingerübung äußerst lässig im Orgelsolo von "Child Of God" zitiert. Mit prägnanter Basslinie, starker Gesangsmelodie und überbordendem Harmoniekanon mischt diese leichtfüßig und zugleich mitreißend nach vorne rockende Nummer den Ohrenschmalz auf.

Nach einem krautigen Intro aus den Progrock-Sphären von Mars Volta bewegen sich "The Assassination Of Myself" und "Dustbins Of History" solide in den gewohnten Umlaufbahnen von "Armed Love". Zum Groovemonster "Hiroshima, Mon Amour" möchte man am liebsten sofort auf den Barrikaden tanzen. Mit dem punkigen "Black September" begibt sich das Kommando noch mal zurück in die Garage, aber ansonsten ist dieses beengende Kabuff für die vier Utopisten seit langem viel zu klein geworden.

Die vier Skandinavier spielen gewohnt souverän und abgeklärt ihre Tugenden aus und schütteln obendrein noch einige Asse aus dem Ärmel. So brennen sie in "I Am The Dynamite" ein wahres Funkrock-Feuerwerk ab und verneigen sich zu Beginn des aufrührenden "Storm The Gates Of Beverly Hills" augenzwinkernd mit messerscharfen AC/DC-Riffs vor den Müttern des Rock. Im epischen Titeltrack sprengen sie gar die Achtminutengrenze und lassen zum großen Finale eindrucksvoll ihren gesamten musikalischen Makrokosmos in den leuchtendsten Farben erstrahlen.

Musikalisch befinden sich Dennis Lyxzén und Genossen auf "The Cross Of My Calling" wahrscheinlich auf dem Zenit ihres Schaffens und zeigen sich von ihrer bislang spielfreudigsten und komplexesten Seite. Anfangs zwar nicht ganz so zugänglich wie "Armed Love" wartet das Album mit sich potenzierenden Erträgen für Vielhörer auf - von der Substanz der Texte ganz zu schweigen.

Von wegen "Rock'n'Roll Is Dead" - Hellacopter Nicke Andersson wandelt mit dieser Einschätzung zum Status Quo ausnahmsweise komplett auf dem Holzweg. Bis er wieder zurückgefunden hat, wird er von T(I)NC mit aller Würde vertreten.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Assassination Of Myself
  3. 3. Dustbins Of History
  4. 4. Arm Yourself
  5. 5. Hiroshima Mon Amour
  6. 6. Boredom Of Safety
  7. 7. Child Of God
  8. 8. Interlude
  9. 9. I Am The Dynamite
  10. 10. Washington Bullets
  11. 11. Satan Made The Deal
  12. 12. Storm The Gates Of Beverly Hills
  13. 13. Black September
  14. 14. Cross Of My Calling

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