laut.de-Kritik
Easy-Listening-Langeweile ersetzt kreatives Chaos.
Review von Daniela Reichert"Marienkäfer Transistor" - es gibt zwar mit Sicherheit seltsamere Bandnamen, aber Kreavtivitäsvögel schießt die Brooklyner Truppe damit garantiert nicht ab. Als Erweiterung des festen Line-ups laden sie gerne befreundete Musiker aus der Nachbarschaft ein, wie man auch den Credits für die einzelnen Songs entnehmen kann. Ein Album als einzige Jamsession mit Bekanntenkreis.
Diese eigentlich sehr erfrischende Idee entpuppt sich aber auf Dauer als echtes Problem. Schon als "normalgroße" Band kann es schwierig sein, einen eigenen Stil und Sound zu finden. Saugt man dann zudem noch ständig an den Inspirationszitzen anderer Künstler, verliert man sich schnell im Einheitsbrei.
Leider laufen Ladybug Transistor genau in diese Falle. Zunächst klingt es gar nicht schlecht, wenn drei verschiedene Gitarren einen Song unterlegen wie bei "For No Other", wenn Cello, Geigen und eine Hammondorgel einen Track wie "This Old Chase" begleiten. Aber man kann noch so viele Instrumente aufbieten und Solos einbauen: Es nützt am Ende nichts, wenn die Tracks sich alle gleich anhören.
Alle sind sie langsam, alle eine Mischung aus Country und Pop, alle auf Dauer mit einem Wort beschrieben: langweilig. Spätestens ab "This Old Chase" erinnert das Ganze an das Easy Listening-Gedudel beim Weihnachtsshopping. Das wiederum tut wirklich in der Seele weh, verdienten allein die Gitarrenparts auf "I'm Not Mad Enough" oder "California Stopover" besondere Würdigung. Doch sie gehen im Einheits-Jingle des Songgros völlig unter.
Sänger Gary Olson schafft es zudem, über die gesamte Albumlänge eine Tonlage beizubehalten und dabei so zu klingen, als schliefe er gleich ein. Wirkt ansteckend. Wen also Insomnia plagt, sollte es mal mit dieser Platte versuchen. Schade eigentlich, denn der Gedanke, sich beim Songwriting von anderen außenstehenden Musikern inspirieren zu lassen, hat durchaus Potenzial. Kreatives Chaos wäre in vorliegendem Fall sicherlich die bessere Alternative zur gähnenden Langeweile gewesen.
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