laut.de-Kritik

Eröffnet ganz neue Dimensionen der Langeweile.

Review von

Die gibt's also immer noch! Interessant zu sehen, ob sich bei den Levellers nach all den gemeinsamen Jahren eventuell doch eine musikalische Entwicklung abzeichnet. Man muss feststellen: Ja. Erstaunlich genug, ich hätte es kaum für möglich gehalten. Die Levellers eröffnen mir ganz neue Dimensionen der Langeweile.

Für ihr achtes Studioalbum "Truth & Lies" bewegen sich die Herren aus Brighton keinen Meter aus vertrautem Terrain heraus, als da wären Schlagzeug, zwei Gitarren, Bass, Keyboards und Gesang. Die allgegenwärtige Violine bringt das Folk-Element ins Spiel. Eigentlich ließe sich damit eine Menge anfangen. Dass Variantenreichtum möglich ist, haben die Levellers bereits selbst unter Beweis gestellt. Auf "Hello Pig" zum Beispiel, da wurden noch Experimente gewagt. Auch, wenn die nicht immer gelangen, schliefen einem damals beim Zuhören wenigstens nicht die Füße ein, zumindest nicht sofort.

Von den Anfängen, in denen die Levellers noch mit hörbarem Punk-Einschlag daherkamen, gar nicht erst zu sprechen. "Truth & Lies" dagegen lähmt mit unfassbarer Eintönigkeit. Hat man einen Song gehört, kennt man alle: Gitarrenrock mit Folkeinschlag. Die einzelnen Tracks unterscheiden sich bezüglich ihres Tempos minimal, eine langsame Nummer ist (auch, wenn "Confess" eher getragen ist, und das ganz zum Ende nachgeschobene "Sleeping" wohl die Funktion der obligatorischen Ballade übernehmen soll) ebenso wenig dabei wie ein wirklich ordentliches Tempostück.

Warum machen Bands, die sich selbst als ausgesprochene Liveacts betrachten, nicht lieber Liveaufnahmen? Diese gerade im Zusammenhang mit den Levellers schon öfter gestellte Frage drängt sich auch im Verlauf von "Truth & Lies" immer wieder auf. Alte Studiohasen sollten doch hinkriegen, dass ihr Leadsänger, der bestimmt keine schwache Stimme hat, nicht gleich im ersten Song "Last Man Alive" von einer Wand aus Gitarrensound begraben wird. Auch in "Knot Around The World" erscheint die Stimme zu leise, in "Wheels" wird daneben auch noch gleich die typische Fiedel nahezu verschluckt. Das Gefühl, dass die Gitarren im Verhältnis zum Rest schlicht viel zu laut sind, zieht sich durch die gesamte Produktion. Einem Livemitschnitt (oder einer Newcomerband) hätte man das nachsehen können. Aber so?

Immerhin liefert "For Us All" einen ganz brauchbaren Folk-Song, bei dem Akustikgitarre und eine Violine, die man zur Abwechslung auch hören kann, über die sehr einfache Songstruktur hinweghelfen. Überzeugen kann mich das allerdings auch nicht. Zurück auf die Bühne, Levellers! Ihr seid tatsächlich eine Liveband! Eure Fans werden es euch danken - auch wenn der punkige Biss der Anfangszeit über die Jahre leider vollkommen auf der Strecke geblieben ist.

Trackliste

  1. 1. Last Man Alive
  2. 2. Make You Happy
  3. 3. Confess
  4. 4. For Us All
  5. 5. Knot Around The World
  6. 6. Steel Knife
  7. 7. Wheels
  8. 8. Said And Done
  9. 9. Who’s The Daddy
  10. 10. The Damned
  11. 11. Sleeping

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