laut.de-Kritik
Keith Richards, Zigarette, Sonnenbrille, Lederjacke.
Review von Manuel BergerAuch ohne Gründungsmitglied Mammut überzeugten Kadavar kürzlich auf "Berlin". Wie seine beiden Ex-Kollegen ohne ihn kann der Basser aber genauso ohne Lupus und Tiger. Das beweist das Debütalbum seiner neuen Band The Loranes.
Trotz äußerlicher Parallelen – gleicher Bassist, ebenfalls Triobesetzung – führt der stilistische Vergleich mit Kadavar schnell in eine Sackgasse. Statt nach Black Sabbath klingen The Loranes eher nach in die 1980er-Jahre versetzten Doors. Moderner Classic Rock mit Vintage-Anstrich wäre ein weiterer Erklärungsversuch.
Rockstar-Attitude scheinen die drei mit Löffeln gefressen zu haben – ohne dabei überheblich zu wirken. Keith Richards-Typen mit Zigarette im Mundwinkel, Lederjacke, Sonnenbrille. Den Blick wahlweise aufs Griffbrett oder ins Nirgendwo gerichtet, etwas angedrogt - so stellt man sich die Mannschaft hinter "Easy" vor. Die melodieverbundenen Rock'n'Roll-Riffs dürfen mit Fuzzverstärkung gern ein wenig schludrig klingen. Die Laid-back-Atmosphäre dankts. Pete Doherty hats vorgemacht.
Klar, dass dazu ab und an ein Wah-Wah-Solo um die Ecke kommt (z.B. "(Hey) You Said"). Und um dem insgesamt dominierenden Midtempo einen Gegenspieler zu bieten, treiben "Bore Me To Death", "She Ain't You" und "Black Cat White Cat" die Polonaise im Club etwas flotter an.
Anspieltipp neben der Hymne "Servant Of Fear" ist vor allem der Closer "Trust". Der Titeltrack fällt wesentlich düsterer aus als der Rest des Albums und entpuppt sich als psychedelisch-gespenstische Atmonummer. Orgelbass, Hypnose-Gitarren, Pink Floyd-Backgroundvoices. Hier macht dann tatsächlich auch der Vergleich mit Kadavar Sinn. "Trust" ähnelt nämlich auf gewisse Weise dem "Berlin"-Bonus "Reich Der Träume".
The Loranes sind gerade mal ein Jahr alt. Schon jetzt sollte man die Hauptstädter aber im Auge behalten. Noch besser als auf Platte funktionieren die Songs von "Trust" sicher live. Selbst überprüfen konnte ich das zwar noch nicht, doch dass die Truppe zum Releasezeitpunkt gerade durch ganz Europa tourt, verspricht einiges. Vielleicht kann man auch in internationaler Hinsicht bald den Vergleich mit Kadavar zücken.
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