laut.de-Kritik

Angenehmes Hintergrundrauschen für die alkoholfreie Mittagspause.

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Das zweite Album ist meist kein leichtes Unterfangen. Wenn es sich dabei noch um das erste nach einem interdisziplinären Welthit handelt, dann steigt der Druck im Kessel - im Falle der Lumineers in den recht isolierten Clubhouse Studios unweit von Woodstock. Dorthin zogen sich die beiden Songwriter Wesley Schultz und Jeremiah Fraites zurück, um die Weichen für "Cleopatra" zu stellen.

Es gab schließlich einiges zu verarbeiten: Drei Jahre auf Tour, zahllose Auftritte vor zehntausend Fans und mehr, über drei Millionen verkaufter Alben, zwei Grammy-Nominierungen, dazu den überkandidelten "Tributen Von Panem" zwei Songs in den Soundtrack gemogelt. Und schuld an allem war der gefühlsduselige Schunkelhit "Ho Hey", der noch immer in den Playlists der großen Radiostationen festklemmt.

Von diesem hohen Ross herunter hätten sie auf "Cleopatra" den Karren mit Pomp und Gloria an die Wand fahren können. Stattdessen: geerdete, kontemplative Folksongs, die über weite Strecken sogar auf Percussions verzichten. Mit Ausnahme der Vorabsingle "Ophilia" lässt die Band noch nicht mal die genretypischen Handclaps zu, die ihr selbstbetiteltes Debüt an die Chartspitzen applaudierten.

Nachdem sich The Lumineers an einer Reihe weiblicher Hauptdarsteller ("Ophelia", "Cleopatra" und "Angela") abgearbeitet haben, wird zur zweiten Hälfte der Platte auch noch das Tempo gedrosselt. Das wirkt in Stücken wie "Sick In The Head" mit seinem samtpfotigen Gitarrenpicking, dem Piano-dominierten "My Eyes" oder dem Tränenzieher "Gale Song" auch mal ein gutes Stück zu phlegmatisch.

Letzterer bedient sich mit Zeilen wie "There was a time, when I stood in line for love / But I let you go" außerdem der thematisch erstbesten Wahl von zerflossener und unerfüllter Liebe. Nachzuhören auch im bereits erwähnten "Cleopatra": "I was late for this, late for that, late for the love of my life (...) When I die alone I'll be on time".

Von solcher Melodramatik ist die Mumford & Sons-Remineszenz "Angela" befreit: "Angela, you spend you're whole life running away". Obwohl doch irgendwie zutreffend, wird diese Zeile wohl verhindern, dass sich das Stück ins musikalische Programm zur nächsten Wahlparty der Bundeskanzlerin schleicht. Im Grunde schade: Es wäre weit weniger nervtötend als die omnipräsente Hosen-Hysterie-Hymne "An Tagen Wie Diesen".

Die elf Songs beweisen, dass Schultz und Fraites an und für sich zu den Guten gehören und ein Händchen für fehlerfreien, plüschigen Folkpop besitzen. Nur heißt fehlerfrei eben oft auch nicht besonders originell.

Ein Teil der Laufkundschaft von Mumford & Sons oder Of Monsters And Men wird dieses Album als wunderschön, zeitlos oder ehrlich befinden. Für versiertere Hörer handelt es sich bei "Cleopatra" eher um angenehmes Hintergrundrauschen für die alkoholfreie Mittagspause.

Trackliste

  1. 1. Sleep On The Floor
  2. 2. Ophelia
  3. 3. Cleopatra
  4. 4. Gun Song
  5. 5. Angela
  6. 6. In The Light
  7. 7. Gale Song
  8. 8. Long Way From Home
  9. 9. Sick In The Head
  10. 10. My Eyes
  11. 11. Patience

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