laut.de-Kritik
Zwischen Anti-Flag und The Clash.
Review von Mathias MöllerGitarre links, Gitarre rechts, und los gehts. Die Menzingers erinnern uns kurz an die Segnungen des Stereo-Zeitalters, um dann mit dem Opener "Alpha Kappa Fall Off A Balcony" in die Vollen zu gehen. Großmundig werden uns die Newcomer aus Pennsylvania als das richtige für Fans von The Clash, Against Me!, Operation Ivy und Billy Bragg angekündigt. Da legt jemand die Latte hoch.
Der erste Track lässt sich auch ganz gut an: Interessante Rhythmen und Tempiwechsel lassen keine Drei-Akkord-Langeweile aufkommen. Politisch explizit beziehen sie Stellung zur Lage der eigenen Nation: "Die for an administration full of shit / Pull the trigger and kill, for a god who doesn't exist". Gegen Ende der Bush-Jahre hat aber auch sie scheinbar die Hoffnung verlassen, denn "the free world is dying the liars have won."
Erstaunlich, denn geradezu kämpferisch klingt "Sir Yes Sir" mit seinen Shouter-Chören. Auch hier fällt wieder der Wechsel zwischen getragenen, langsam angerissenen Akkorden und flotten Tonfolgen wohltuend auf. Man ahnt es schon, deutlicher wird es mit dem Titeltrack: Gerade im zweistimmigen, rauen Gesang von Teeper McJr. II und
Robin Williams sind Parallelen zu Anti-Flag nicht von der Hand zu weisen.
Zwar ist das Ganze musikalisch nicht wahnsinnig innovativ, über den Durchschnitt erheben sich die Menzingers aber locker. Vor allem, wenn sie mit dem halbakustischen "Coal City Blues" eine deutliche Hommage an Billy Bragg im Repertoire haben oder eine Punkrockversion des Dubtracks "Straight To Hell" der Clash einspielen. Für einen Moment kann man sich sogar der Illusion hingeben, einen jungen Strummer im Ohr zu haben.
Ein intelligenter Wurf gelingt ihnen mit "Even For An Eggshell". Mit dem nach einem Zitat aus Shakespeares "Hamlet" benannten Track bringen sie den klassischen Stoff in die Gegenwart. Zerrüttete Familien gibts schließlich heute noch genug. Ähnlich wie der Opener wenden sich die beiden zusammenhängenden Lieder "Cold Weather Gear" und "Clap Hands Two Guns" gegen die Sinnlosigkeit des Krieges.
Den Menzingers ist ein wirklich hörenswertes Debütalbum gelungen, dass sowohl den Punkrocker befriedigt, der es gerne straight und auf die Fresse mag, als auch den, der es etwas anspruchsvoller liebt.
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