laut.de-Kritik
Süße, souveräne und sehr scharfzüngige Schwestern.
Review von Sara KäferAllison und Catherine Pierce sind Schwestern, schön und fotogen. Zunächst klingt ihre Musik nach seichtem Pop wie von Girls Aloud oder süßlichen Melodien á la Katie Melua. Doch wer die Ohren spitzt und den beiden Hübschen genauer zuhört, erkennt die Schärfe und Ironie in ihren Texten.
Die Pierces sind die Stars ihrer selbst inszenierten Freak-Show, und man hat so ein bisschen den Eindruck, als wüssten die beiden überhaupt nicht, wohin mit all der Kreativität. Allein ihre Biographie besteht aus Mythen und märchenhaften Geschichten. Doch damit nicht genug: Catherine designte das Albumcover und fertigte die Zeichnungen dafür an. Sie hat eine helle, klare Stimme, die leicht und flirrend direkt ins Ohr huscht. Sie ist der kreative Kopf in diesem Duo und schreibt die meisten Texte.
Allison spielt die Gitarre und hat eine dunklere, geerdete Stimme, die satter und weicher klingt. Sie ist verantwortlich für die bodenständigeren und leichter zugänglichen Lieder der Platte. "Ruin" ist eindeutig ihr Baby. In einem melancholischem Klang wendet sie sich rachsüchtig an einen Ex: "I do not want for you to be happy, all that I want is for you to come crawling back to me."
Schrammelnde Akustikgitarren und schöne Stimmen dominieren das Album, doch auch die Abwechslung kommt nicht zu kurz: Dance-Rock Grooves, Gypsysounds und zarte Hip Hop-Beats klingen immer wieder mal durch. Klingt widersprüchlich, aber die Pierces vereinen verschiedene Einflüsse erstaunlich gut. "Lies" ist eine Mischung aus Reggae-Beats und zigeunerhaften Melodien mit einem Hauch von spanischem Flamenco-Klatschen. In "Lights On" vermischen sie New Wave mit Country. Textlich geht es in diesem Lied übrigens darum, in bestimmten Situationen das Licht anzulassen und nicht nur im Dunkeln ...
Wo wir auch schon bei den ironischen und manchmal sehr süffisanten Texten wären. In der ersten Single "Boring" rechnen die beiden mit der Dekadenz der High Society ab, in der sowohl die teuerste Designerkleidung, als auch die exklusivsten Partys und die neuesten Drogen nur noch langweilig sind.
In "Go To Heaven" geht es nicht darum, in himmlische Gefilde zu entschwinden, sondern um eher ganz irdische Dinge: "Hey, come on and take off all the clothes that you have on and make love to me until the sun comes up or until we decide we are done". In "Secrets" machen sie deutlich, wem sie ihre Geheimnisse anvertrauen würden: nur einem Toten. Schließlich kann der nichts mehr ausplaudern, den Lebenden kann man nicht vertrauen.
Ein paar Schwächen hat das Album dennoch. So plätschert "The Power Of ..." so vor sich hin und kommt zu keinem richtigen Punkt. "Three Wishes" findet erst beim Refrain in eine eingängige Melodie und wirkt bei den versen etwas sperrig und rahmenlos.
Die Songwriter-Schwestern begegnen dem Zuhörer selbstbewusst, souverän und mit einem gewissen Witz. Ihre Harmonien sind süß, aber überraschend reif. Die Texte sind zwar nicht politisch motiviert und gehen auch selten gegen schwerwiegende gesellschaftliche Probleme. Ihre Kritik behandelt meistens einfache Probleme und das vielbesungene Thema Liebe in all seinen Varianten. Doch das Album ist insgesamt wirklich schöner, intelligenter Pop, den man immer wieder gerne hört.
19 Kommentare
Hallo Sara,
kriegst Du für Humbug wie diesen eigentlich Geld? Von laut.de?
Wo ist das Problem? Ist doch wohl eine 1-a Rezension.!
Wäre schön, wenn man hier öfter so fundierte Rezensionen lesen würde...
Hallo lesslikeme!
Praktikantin, soso!? - Das hätt' ich mir eigentlich denken können - die Pierces fangen ja auch mit "p" an...
pardon
Hallo Sara,
warum meldest Du Dich eigentlich nicht mal zu Wort? - Dann könntest Du mir und den anderen profilneurotischen Vollpfosten von der laut.de-Unteroffiziers-Akademie letztgültig darlegen, wieso das eine so und das andere nicht so formuliert wurde bzw. werden konnte.
Vorfreude
Totaaal toll - bis gestern kannte ich die Pierceschwestern nicht - und nu lese ich hier in 40 Sekunden mehr heiße Luft als das Wetter nötich hat
Na gut, die Rezension kann man besser machen - ich habe mich darin noch nicht versucht. Aber besser machen kann jeder, wenn einer erstmal vormacht.
Und ... der Ton macht die Musik, auch wenn die Kritik berechtigt sein mag, muss sie ja nicht so harsch daherklingen.
Ich mag die Musik von dem Mädels aber auch - einfach so. Klingt gut, liegt angenehm im Öhrchen und ist nicht gleich langweilig. Muss ja nicht immer anstrengende Kost sein, wenn die Seele einfach mal baumeln möchte.