laut.de-Kritik
Ausgewogenes Album ohne einen Überhit.
Review von Artur SchulzDie lachende Theatermaske auf dem Album-Cover passt bestens zur künstlerischen Vorgehensweise der Proclaimers. Stil-Schubladen sind ihnen von jeher egal, musikalische Gegensätze gekonnt zusammenzufügen, zieht sich beim schottischen Zwillingsbrüderpaar wie ein roter Faden durch die Karriere. Nach rund 25 Jahren im Musikgeschäft sind manch Kanten zwar abgeschliffen. Uberdurchschnittliche Songs legen Craig und Charlie aber noch immer vor.
"Whatever You've Got" schraubt sich eingängig und wohlgefällig ins Ohr. Ein dominantes Piano gibt den Takt vor, Streicher gesellen sich dazu. Doch bevor sich die Nummer in einem immer stärker hervortretenden Pop-Appeal suhlt, taucht rechtzeitig eine heavy gespielte Gitarre auf. Die "Simple Things" gefallen mit Zurückhaltung im Arrangement. Neben dem Duettgesang setzt eine prägnante Akustik-Klampfe die Akzente.
Einen sich wiegenden, fast spielerisch anmutenden Grundrhythmus nutzen die Proclaimers häufig als Stilmittel (z. B. für "Spinning Around In The Air"), doch hinter vordergründig zur Schau gestellter Leichtigkeit steckt immer ein überlegtes Gesamtkonzept. Überraschende und gelungene Melodiewendungen sorgen für Spannung und Abwechslungsreichtum.
In den besten Momenten - und das sind nicht wenige - gelingen dichte, intensive Songs und Stimmungsbeschreibungen. Der Titelsong präsentiert einen nachdenklichen Blick aufs Dasein. Zeilen wie "When you lose your appetite for self-destruction / You can stop viewing life as tragedy" bestechen mit einem trefflich umgesetzten Sarkasmus. Dem gegenüber stehen optimistische Gedanken in "Women And Wine": "I hope sons of mine / spend lots of time / On women and wine".
"After You're Gone" wandert gefährlich auf dem schmalen Grat zwischen Credibility und Kitsch. Doch auch hier bekommen Craig und Charlie noch rechtzeitig die Kurve. Ein alles überstrahlender Hit wie "I'm Gonna Be (500 Miles)" findet sich nicht. Dafür stimmt die innere Ausgewogenheit des Albums. Die Mixtur aus Pop, Rock und Folk trägt immer eine eigenständige Handschrift.
In manch Momenten bieten die Zwei eine angenehm spinnerte und leicht verschrobene Vorstellung, die an Kleinkunstbühnen-Acts erinnert. Im großen Konzertsaal findet das zwar nicht statt, dafür aber veranstaltet Das Duo einen hörenswerten Vortrag an der Straßenecke. Straighte Gitarren sind in der Unterzahl, das Hauptaugenmerk legen The Proclaimers auf detailreich und bodenständig produzierte Tracks aus der Singer/Songwriterschule.
"Like Comedy": Auch im Schmierentheater des Alltäglichen bewahren die Schotten immer ein überlegenes, wissendes und tröstliches Lächeln. Mit Songs, die eine Menge einschmeichelnde, doch nie aufdringliche Harmonien und Hooks vorweisen. Garniert mit viel kompositorischer Finesse und stets echter, glaubwürdiger Emotion.
3 Kommentare
von denen kennt man doch nur ein Lied
I'm Gonna Be (500 Miles) ist von 1993?!
Damals war ich zwölf, das ganze ist 19 Jahre her... und ich fühle mich gerade alt.
An denen ist die Zeit aber auch nicht schadlos vorbeigegangen...
eigentlich ist es von 1988, wurde aber 1993 neu aufgelegt.
wurde damals auf grund des films "benny Joon" mit dem depperten johnny populär.
so
klugscheißmodus aus.