laut.de-Kritik

Zwischen Beatles, Country und Virgin Suicides-Stimmung.

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Der erste Eindruck: strange, arty. Nach Kunststudenten sieht auch das Cover aus: Ein Mann mit weiß-wuscheligem Tier im Arm, daneben zwei hübsche Frauen, weich- oder gleich ganz gezeichnet. Das alles in schwarz-weiß. Der Schriftzug dann wie mit der linken Hand geschrieben und bei einem langweiligen Telefonat mit einem Sternchen verziert. Irgendwas zwischen sehr überlegt-künstlerisch und impulsiv-verspielt. Was auch schon sehr viel über die Musik aussagt.

Die bewegt sich irgendwo zwischen den Beatles, Folk und Country. Meist klingt sie britisch, obwohl The Sleepy Jackson doch aus Australien kommen. Wer nicht so genau hin hört, könnte schnell meinen, es hier mit angenehmer Friede-Freude-Eierkuchen-Musik zu tun zu haben. Singt doch auf "Morning Bird" ein Kind. Sehr putzig. Hört man jedoch genauer hin, bemerkt man, dass dieser Song gar nicht so leicht verdaulich ist, sondern eher melancholischer Art.

Die vielen "Aaahs" und "Nananas" machen das Album ein wenig nervig. Gesangsstrukturen, die denen der Beatles (This Day, Come To This) sehr nahe kommen und Songs, die auch aus der Feder von The Soundtrack Of Our Lives stammen könnten (Vampire Racecource, This Day) machen das jedoch wieder wett.

Es entsteht immer wieder eine "Virgin Suicides-Stimmung": An der Oberfläche pastell-fröhlich, wenn man tiefer blickt, schaut man jedoch in melancholisch-traurige Abgründe. Experimentell schweifen The Sleepy Jackson dann in "Fill Me With Apples" ab. Das klingt wie eine Predigt im Freien, über die jemand eine Spur Klavierspiel gelegt hat. Das ist zu viel, das will ich mir nicht antun.

Wirklich gelungen ist dagegen das trippige "Don't You Know". Es reißt den Hörer aus den anfangs leichten Melodien zum davon Träumen in eine düstere Stimmung, nur um ihn dann wieder auf eine sanften Wolke fallen zu lassen. Allein wegen dieses Songs lohnt es sich, in "Lovers" reinzuhören!

Trackliste

  1. 1. Good Dancers
  2. 2. Vampire Racecource
  3. 3. Rain Falls For Wind
  4. 4. This Day
  5. 5. Acid In My Heart
  6. 6. Fill Me With Apples
  7. 7. Tell The Girls That I'm Not Hangin Out
  8. 8. Come To This
  9. 9. Miniskirt
  10. 10. Morning Bird
  11. 11. Don't You Know
  12. 12. Old Dirt Farmer
  13. 13. Mourning Rain

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1 Kommentar

  • Vor 16 Jahren

    Als die Platte bei mir einzog, kannte ich weder diesen Artikel, noch die übrigen Kritiken und Preise. Nachdem ich die Scheibe nun jedoch schon zigfach querbeet sowie von Anfang bis Ende genossen habe, kann ich die vielfachen Auszeichnungen innerhalb Australiens und den dortigen Hype seiner Zeit leichter verdauen, als die laut-Kritik. Es fällt mir regelrecht schwer nachzuvollziehen, wie deren Debut derart untergehen konnte. Stimmungsmäßig sämtliche Hoch- und Tiefs, ein wie erwähnt frischer Gang zwischen musikalischen Epochen, der die Neugierde lange wach hält. Wobei ich die Wurzeln eher in der Ecke Midnight Oil als den Beatles suchen würde und der britischen Touch mich hier absolut nicht berühren will.

    Sollte man in jedem Fall mal gehört haben.