laut.de-Kritik

Wir sind harte Rockstars! Lol.

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Die Foo Fighters bezeichneten sie einst als "Die beste Support-Band", die sie je hatten: Die Rede ist von The Struts, den musikalischen Enkeln der British Invasion. Der Bandname kommt vom Verb "to strut", das so viel bedeutet wie "selbstbewusst herumstolzieren". Als Inspiration diente Frontmann und Sänger Luke Spiller, der mit Vorliebe im Mick Jagger-Stil über die Bühne stolziert.

Allvater Jagger beobachtet die Jungspunde seit längerem wohlwollend. Die Struts spielten bereits zweimal als Vorband der Stones. Außerdem waren sie im Vorprogramm anderer Rock'n'Roll-Urgesteine, darunter The Who und Guns N' Roses zu hören.

Klar, dass der wilde Lifestyle abfärbt. Frei und unbändig wollen sie sein, das beteuerten sie schon mit ihrer 2013 erschienenen Single "Could Have Been Me". In ihrem vierten Studioalbum spielen The Struts nun erneut mit übermütigen Rock'n'Roll-Klischees, darunter Drogen, Geld und eine Muse, die irgendwie immer unerreichbar scheint.

In "Too Good At Raising Hell" heißt es: "Designer suites, Gucci Gloves, Chelsea boots. All my demons are cocaine fueled, electric cool. (...) A sex so good, make the neighbors smoke a cigarette but I'm still bored to death". Die Botschaft des Songs erinnert an das nihilistische "(I Can't Get No) Satisfaction" der Stones. Die Ähnlichkeit überrascht zugegebenermaßen wenig. Jed Elliott am Bass verleiht dem feurigen Opener eine bissige Note. Im Refrain steigen Bläser mit ein. Das kraftvolle Gitarrensolo von Gethin Davies rundet den Song ab.

Der titelgebende Track "Pretty Vicious" vereint softere Synth-Klänge mit leidenschaftlicher E-Gitarre und einem Klaviersolo. Spiller singt von einer toxischen Beziehung, die er aber nicht wirklich beenden will. Es ist wie verhext: "I know you too well but I'm under your spell." Live klingt der Song noch um einiges rockiger als in der Studioaufnahme, was beispielsweise ihr jüngster Auftritt in der Howard Stern Show bewies.

Auch "Do What You Want" und "Rockstar" halten sich an die Formel: "Wir spielen Rock und singen über Rock". Poppiger wird es mit "Better Love", in dem wieder Bläser zum Einsatz kommen.

Doch das Album hält die anfängliche Power nicht aufrecht. Im Gegensatz zum Titel klingt beispielsweise "Gimme Some Blood" weniger nach Vampir und eher nach einer soften Mischung aus Country- und Surf-Rock.

Die verhallte Pop-Ballade "Hands On Me" bemüht sich mit Hilfe von Streichern und einer ansteigenden Dynamik einen emotionalen Höhepunkt zu erreichen, wirkt jedoch angestrengt überladen. Auch die erzählende Klavierballade "Somebody Someday" fährt mit einer opulenten Orchesterbegleitung auf. Im rührseligen Song reist Spiller durch seine Kindheit und Jugend: "I vowed I'm gonna be somebody someday".

Mit "Pretty Vicious" liefern die Struts ein solides Rock-Album, das jedoch im Verlauf an Spannkraft nachlässt und energetisch nicht mit dem Vorgänger "Everybody Wants" mithalten kann. Keiner der elf Songs bleibt so richtig im Ohr. Die ewige "Schaut uns an, wir sind hedonistische Rockstars"-Masche wird zudem irgendwann langweilig, auch wenn sie ironisch gemeint ist. Inhaltlich bleiben die Struts somit an der Oberfläche, berechenbar und machen sich nicht wirklich verletzbar. Diesen Mut bräuchte es allerdings, um etwas wirklich Herausragendes zu schaffen.

Damit sind The Struts jedoch nicht alleine. Denn das große Problem moderner Classic Rock-Nachahmerbands, zu denen unter anderm auch der Led Zeppelin-Abklatsch Greta Van Fleet gehört, ist, dass es sie irgendwie schon mal gab. Zum einen dürfen sich Rock-Fans natürlich darüber freuen, dass die Fackel weitergereicht wird, zum anderen fehlt die Innovation. Leider bilden The Struts hier keine Ausnahme.

Trackliste

  1. 1. Too Good At Raising Hell
  2. 2. Pretty Vicious
  3. 3. I Won’t Run
  4. 4. Hands On Me
  5. 5. Do What You Want
  6. 6. Rockstar
  7. 7. Remember The Name
  8. 8. Bad Decisions
  9. 9. Better Love
  10. 10. Gimme Some Blood
  11. 11. Somebody Someday

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