laut.de-Kritik

Akustische, von Störmomenten bereinigte Version der Libertines.

Review von

Auch wenn die beiden jungen Belgier Ben Bailieux-Beynon und Charles Blistin sich hörbar als Bewunderers des Pete Dohertyschen Songwritings präsentieren, deutet die Presseinfo diesen Sachverhalt nur vage an und will vermitteln, dass The Tellers mehr auf dem Kasten haben als "to sound like the Lib...'s kind of things".

Ist das eine Rechtfertigung oder eine raffinierte Promo-Strategie? In der Tat klingen The Tellers teilweise nach einer akustischen, von jeglichen Störmomenten bereinigten Version der Libertines. Unvoreingenommenheit ist da kaum möglich. Aber schließlich haben die Jungs auch ihren Jonathan Richman und die Violent Femmes gehört.

Wie dem auch sei, auf ihrem Debüt "Hands Full Of Ink" präsentiert die Band luftig-leichte Indiepopsongs, die sich weit weniger extrovertiert aus dem Fenster lehnen als die Lieder ihres exaltierten Vorbilds. Durchaus sympathisch. Bezüglich der Melodielinien offenbaren sich allerdings einige Parallelen.

Eine rhythmisch geschlagene Akustik- und eine verspielte, aber unverzerrte E-Gitarre dominieren die meisten Tracks, dazu ein weicher Bass und ein dezent getrommeltes Schlagzeug oder Percussions. Gutlaunig eröffnet ein verspielter E-Gitarrenlauf in "If I Say" das Album und Ben stimmt mit angenehm zurückhaltendem Gesang eine hübsche Melodie an, die zum zweistimmig vorgetragenen Refrain führt. Ein trunken-fröhlicher Backgroundgesang ergänzt die heitere Atmosphäre.

Derart beschwingt nimmt das Album seinen Lauf, wobei The Tellers stets eines feines Gespür für harmonische und unprätentiöse Melodien an den Tag legen und weit entfernt sind von musikalischer Aufdringlichkeit oder den Hörfluss unterlaufenden Schrägheiten.

Im gesanglich lasziv eingeführten "Penny" begehrt die E-Gitarre mal etwas lauter auf, "Prince Charly" gründet sich auf einem sanften Reggae-Rhythmus und in der ruhigeren Nummer "Toodoo" und dem flotten "He Gets High" wird eine Mundharmonika ausgepackt. Die erste Single "Hugo" gefällt mit lässigem, mit einem Klavierlauf unterlegten Refrain, während "Holiness" mit überraschend trübem Sprechgesang zu Percussions, der gezupften Akustischen und dem Piano als einziger Song erstaunlich wohltuend aus der Reihe fällt.

Das von der Akustischen und dem Bass begleitet "Second Category" wird bereits von einem gigantischen Fotounternehmen als musikalische Untermalung eines Werbespots genutzt. Mit den Tracks "Me Boy" und "Another Coin..." klingt das Album mit dem Verzicht auf die E-Gitarre besinnlich und folkig aus.

Mit "Hands Full Of Ink" haben die Belgier ein smartes Debüt mit 16 kurzweiligen Songs am Start. Ohrgängige Melodien fügen sich ausnahmslos in geschmeidige Arrangements. Wenn das Ergebnis so charmant und leichtfüßig klingt wie auf "Hands Full Of Ink", dann geht die Orientierung an großen Vorbildern auf dem Debüt völlig in Ordnung.

Trackliste

  1. 1. If I Say (Die With Me)
  2. 2. More
  3. 3. Want You Back
  4. 4. Penny
  5. 5. Confess
  6. 6. The Darkest Door
  7. 7. Prince Charly
  8. 8. Toodoo
  9. 9. Hugo
  10. 10. He Gets High
  11. 11. A Bit Of Glue
  12. 12. Second Category
  13. 13. Memory
  14. 14. Holiness
  15. 15. Me Boy
  16. 16. Another Coin For...

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