laut.de-Kritik
Das Yin und Yang des Anti-Klargesangs.
Review von Gil BielerDie Transplants hatten mit dem relaxten Song "Diamonds And Guns" von ihrem Debütalbum einen kleinen Hit. Die eingängige Pianomelodie landete sogar in mehreren Shampoo-Werbespots. Das ist gut zehn Jahre her, und in der Zwischenzeit hat sich bei der Punk/Rap-Supergroup von Gitarrist Tim Armstrong (Rancid), Trommelwirbler Travis Barker (Blink 182) und Shouter "Skinhead Rob" Aston so einiges getan. Armstrong ließ nicht nur munter die Gesichtsbehaarung sprießen, mit "In A Warzone" haut die Combo jetzt ihr drittes Album raus.
Und beim ersten Hören fragt man sich unweigerlich, ob das noch dieselbe Band ist. So rabiat wie die Scheibe losbrettert, werden Haare höchstens headbangend durch die Luft gewirbelt, anstatt medienwirksam in Zeitlupe schamponiert.
Waren die Transplants vor allem zu Beginn eine Art musikalischer Eintopf, in den Hip Hop, Punk, Rock, Drum'n'Bass, Reggae und weiß der Geier noch alles reingepackt wurde, regiert anno 2013 klar der Punk. Schon der Titeltrack wird von Barkers Drums in quadratisch-knackige Form geprügelt. Armstrongs Riffs reißen schön und Aston kotzt sich so richtig aus, wenn er bellt: "In a Warzone / Make a wrong move, you'll end up dead. " Moshpit-Alarm vom Feinsten!
Die meisten Songs halten dieses Energie-Level oder kommen zumindest verdammt nahe heran. Man höre nur das wutschnaubende "Completeley Detach" oder das düster grollende "Gravestones And Burial Plots", über das Barker einen ganzen Sack voll Breaks und Fills ausleert. Auch "Silence" ist nicht von schlechten Eltern, vom Songaufbau her aber irgendwie zu flach. Eine Spur relaxter kommt das coole "Any Of Them" rüber, das den neuen Bassisten Kevin Bivona von der Leine lässt und auch einem Rancid-Album gut stehen würde.
Passend zum generellen Gepolter gibt Aston viel häufiger den Brüllhirsch als den Rapper. Was kein Fehler ist: Sein Aggro-Geröhre bildet den perfekten Kontrast zum typischen Genuschel Armstrongs. Diesem Yin und Yang des Anti-Klargesangs könnte man stundenlang zuhören. Erst recht, wenn Armstrong seine fest in der Kehle verankerte Rotze auch mal semi-bluesig gurgeln lässt ("Back To You"). Und "Come Around" klingt nach einem großartigen Lagerfeuer-Besäufnis.
Hip Hop oder Drum'n'Bass-Elemente dagegen sind auf "In A Warzone" klar in der Minderheit. "Something's Different" ist die einzige Hip Hop-Nummer und gefällt mit lässiger Instrumentierung sowie Rap-Gastspielen von Bun B. und Equipto. Eine Packung Elektro gibt es mit "It's A Problem", wenngleich dieser Song bestimmt nicht zu den Highlights des Albums gehört.
Lange Rede, kurzer Sinn: Klar ist "In A Warzone" weniger experimentell geraten. Doch wer sich auch 'nur' mit einer klasse, modernen Punkscheibe zufrieden gibt, sollte mal ein Ohr riskieren.
2 Kommentare
ich werde vorsichtshalber mal ein ohr riskieren. diese reggae einflüsse gehen/gingen mir aufs ei
dennoch: lieber tot als rot!!!
aber amstrong und kollegen kommen super sympathisch rüber in diesem doku/mockumentry über alternde Punksänger, die zu Vätern werden
Beste Transplants Scheibe und fast schon auf Rancid Niveau. Gefällt!