laut.de-Kritik
Auf den Schultern von Dylan, Springsteen, Petty und Young.
Review von Yan VogelDer Blick auf Amerika fällt 2017 nicht zuletzt dank der chaotischen Trump-Administration ernüchternd aus. Ein Land zu mögen, in dem Karikaturen zu Präsidenten werden und das in großen Teilen der Welt als turbokapitalistisch, imperialistisch und klimafeindlich verschrien ist, fällt schwer.
Zum Glück gibt es Kulturschaffende wie The War On Drugs, für die der Mensch noch vor dem Profit steht und die gegen alle Ewiggestrigen mit unbändigem Willen nach Freiheit, Respekt und Toleranz streben. Der Sound der Americana-Größen Dylan, Springsteen, Young und Petty dient vorliegendem Werk als Basis, wobei vor allem die Stimme von Bob und der Sound vom Boss herausragen. Auch die Dire Straits lassen grüßen, insbesondere was die epischen Arrangements und das der Stimme ebenbürtige Gitarrenspiel angeht. Wo andere unter dem Druck der genannten Größen zerbrechen, steht War On Drugs-Mastermind Adam Granduciel auf den Schultern dieser Giganten und transformiert deren Klangkunst in die Neuzeit.
"Strangest Thing" greift die Dramatik von "Romeo And Juliet" auf und verleiht ihr eine düstere Note im Sinne von My Bloody Valentine. "Holding On" wandelt auf der E-Street, getrieben von einem unwiderstehlichen Jaki Liebezeit-Groove und verzaubert mit dreampoppigen Melodien. "Clean Living" paart die Naivität eines Tom Petty mit cineastischen Score-Versatzstücken und verleiht der Gegenwartsbezogenheit einer schönen Melodie Transzendenz.
Auf den ersten Höreindruck altbacken offenbart "A Deeper Understanding" mit jedem Durchlauf Details, die man dieser Art von Musik nicht zugetraut hätte. In die akribische Produktion, in die sich Granduciel mal wieder verbissen hat - und die ihn bei der letzten Platte "Lost In The Dream" ausgezehrte - kann man sich förmlich fallen lassen. Dabei follgt er einer analogen Klangästhetik und flicht ein organisches Gewebe, das jenseits des Einsatzes von Glockenspiel, Bottleneck und Mundharmonika orchestral klingt. Obwohl in L.A. aufgenommen, atmet "A Deeper Understanding" den Staub und den Working-Class-Charme von Granduciels Heimat Philadelphia. Dabei wirken die Songs tatsächlich wie ein flüchtiger Gruß aus der kalifornischen Sonne und somit weniger zerrissen und abgründig wie auf der Vorgängerplatte.
Auch seine Mitstreiter - ja, mittlerweile sind The War On Drugs mehr eine Band als ein Soloprojekt - treten als Individualisten zutage. Dabei ergänzen gerade Bassist David Hartley und Drummer/Oberschnauzer Charlie Hall das Kollektiv, in dem sie in bester Krautrock-Manier das Fundament für die Klangkathedralen liefern und die sowohl in ruhigen, elegischen Reflexionen ("Thinking Of A Place") als auch in hymnisch-hypnotischen Momenten ("Up All Night") Americana, Shoegaze und Dream Pop vereinigen.
Die dezent illuminierte Gitarre im Hintergrund des Covers erzählt eine bewegende Geschichte. Sie ist eine Sonderanfertigung eines guten Freundes, der kurz nach deren Fertigstellung verstarb. Es sind die Details, die dieses Werk fernab jeglichen Getöses so besonders machen.
5 Kommentare mit 5 Antworten
durch und durch langweilig.
bin da bei borcholte.
ich zücke die gehörte 1/5.
Das ist keine Untermalung für nen Aktion-Film, klar.
Muss man nicht mögen, sollte man deshalb aber auch nicht mit 1 Punkt abstrafen und Leute, die auf gepflegte Langeweile stehen, davor abschrecken.
Dann halt lieber die neue Eisbrecher bewerten.
Von mir gibts 4 Punkte für TWOD.
ja, ist ein argument. habe wertung nach oben korrigiert.
dein Langeweile-Argument relativiert sich spätestens beim schmissigen 'Nothing to Find' - bitte nochmal nach oben korrigieren
wir haben unterschiedliche definitionen von "schmissig".
nur weil es da mal etwas flotter zugeht, aber trotzdem jeglicher erinnerung an den song nach etwa 90 sekunden aufgrund fehlender refrains weg ist, bleibt es für mich langweilig.
lieber die neue grizzly bear.
Interessant, bei mir ist es genau anders rum - finde die Grizzly Bear diesmal als Gesamt-LP deutlich schwächer, da hat die TWOD sofort gezündet. Spätestens in den kalten Wintermonaten werden aber wohl beide Alben auf Heavy Rotation laufen
Eine fantastische Platte, dieses Stimmung... Aber mal ehrlich: Wo man da die Dire Straits hört erschließt sich mir nicht und Mark Knopfler spielt handwerklich in einer anderen Liga!
ganz cool, besser als der Vorgänger aber nichts umwerfendes. 3,5/5
Nach dem ersten Hören hin und weg... schönes Album
Musik ist kein Wettbewerb und daher muss auch dieses Werk nicht mit anderen konkurieren. Viel wichtiger ist doch dass die Kompositionen Ihre Wirkung nicht verfehlen und zünden. Daher sei gesagt alles hier hat Hand und Fuß und ich habe gar keine Lust mich von anderen Sachen ablenken zu lassen. The war on drugs strahlen eine wollige Wärme und Brilianz aus wovon man nicht genug bekommen kann und somit gibt es verdiente 5/5 Sterne