laut.de-Kritik

Der Wahl-Berliner lässt Popmusik noch mal aufblühen.

Review von

Den Kopf verdreht hat mir Thimo Sander ja schon im September 2003 mit seiner EP "Kopfverdreht". Nicht nur die Melodie passte damals schon in mein verworrenes Leben, auch der Text war mir förmlich von der Seele geschrieben. Da ist die Freude auf das komplette Album natürlich groß.

Sein Debüt "Eine Hand Immer" lässt alle Erwartungen wahr werden. Dreimal dürft ihr raten, auf welchem Label die Platte erschienen ist? Richtig, die netten Menschen von Tapete haben mal wieder einen guten Musiker zu sich nach Hause eingeladen.

Draußen regnet es gerade zwar in Strömen, aber Thimo mildert mit dem ersten Titel "Sonne scheint" die Sehnsucht nach der nächsten Hitzewelle. Endlich mal ein Mann aus der tollen Stadt Berlin, der nicht mit 80er Retro-Nerverei oder gewollt lustigen Texten daherkommt. Aus dem Nichts kommt Thimo Sander sowieso nicht. Eher aus dem "Nirgendwo", und hier beschreibt er einfach ganz ehrlich und unverkrampft die Ängste seiner Generation, die immer auf der Suche nach dem richtigen Platz in der Gesellschaft ist. Kennt man ja: "Ich bin hier, du bist dort. Wir sind nirgendwo zu Hause." Das ist einfach Rockmusik, die sich teilweise in Richtung Folk schwingt und die eingängigen Popmelodien hat, um sich unaufdringlich in Mark und Bein niederlassen.

Bis auf einige Ausnahmen (Nils Olejniczak beschwört das Schlagzeug, Susie Van Der Meer singt bei "Eine Hand Immer" mit) beschreitet Thimo sein Album vorwiegend im Alleingang. Er spielt alle Instrumente selbst und die Produktion steht auch unter seinem Namen. Reichlich Studioerfahrung hat er mit lokalen Bands, wie Lemonbabies oder Poems For Laila gemacht. Ganz aktuell und intensiv ist auch die Zusammenarbeit mit Musikern von Calexico. Jetzt endlich gibt es eine eigene Platte: platt gesagt versteht Herr Sander sein Handwerk und lässt deutsche Popmusik endlich noch mal frisch aufblühen.

Mit ihm gibt es endlich wieder einen leidenschaftlichen Singer/Songwriter hierzulande. Ein Fan der großartigen Pixies. Ein guter Mensch, der beim nächsten Evan Dando-Konzert neben dir stehen kann. Egal auf welchem Kontinent. Im Übrigen lohnt es sich, die Platte bis zum bitteren Ende anzuhören. Das finden sich noch zwei Hidden-Tracks, die das harmonische Album gebührend mit elektronischen Knuspereien verabschieden. Und du wirst deinen Kopf um weitere 180 Grad verdrehen ...

Trackliste

  1. 1. Sonne Scheint
  2. 2. Einfach
  3. 3. Viel Zu Viel
  4. 4. Eine Hand Immer
  5. 5. Schutzengel
  6. 6. Kopfverdreht
  7. 7. Nirgendwo
  8. 8. Im Kreis
  9. 9. Schöner Tag
  10. 10. Lass Uns Gehen

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