laut.de-Kritik
Früher Milli Vanilli, heute Berghain-Techno.
Review von Daniel StraubSchaut man in die Diskographie von Tobias Freund, könnte man ihn glatt für einen Newcomer halten. 2011 erst hat er mit "Leaning Over Backwards" sein Debütalbum veröffentlicht. Jetzt ist wieder auf dem Berghain-Label Ostgut Ton mit einem Longplayer vertreten. "A Series Of Shocks" heißen seine aktuellen Techno-Tracks, die allesamt von analoger Energie nur so strotzen.
Die Vorliebe für analoges Equipement teilt sich Freund mit dem Kroaten Petar Dundov. Allerdings fallen dessen Tracks weithaus melodiöser und gleichzeitig auch üppiger aus. Freund dagegen genügen oftmals ein einziger Loop und ein paar drum herum gruppierte Melodiefragmente, für einen guten Track, wie es sein Stück "Instant" geradezu beispielhaft zeigt.
Allerdings sollte man sich auf keinen Fall vom ersten Höreindruck in die Irre führen lassen. Die Ohren auf machen, genau hinhören und eine gute Anlage fördern viele extrem fein abgemischte Tonspuren zutage und verleihen "A Series Of Shocks" eine soundtechnische Tiefe, die beim ersten Hören unter der munter vorwärts marschierenden Vierviertel-Bassdrum begraben sind.
In ihrem minimalistisch gehaltenen Sounddesign und ihrer strickt auf den Floor ausgerichteten Grundstruktur passen Tobias Freunds Tracks bestens zum Ostgut Label und den dort vertretenen Tracks der Produzenten und Berghain-Residents Marcel Dettmann, Ben Klock, Function, Norman Nodge und Marcel Fengler, um die wichtigsten zu nennen.
Man würde nicht vermuten, dass der extrem vielseitige Produzent Tobias Freund vor zehn Jahren mit luftigen House-Nummern seines Projekts Sieg Über Die Sonne in den Clubs gerne gespielt wurde und früher sogar einmal als Tontechniker bei Aufnahmen von Milli Vanilli beteiligt war. Beides liegt nun aber schon einige Jahre zurück und aktuell stehen die Zeichen voll auf Techno.
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