laut.de-Kritik
Berliner Afterhour-Techno zum Abgewöhnen.
Review von Daniel StraubInternational gilt das Berliner Technolabel Highgrade Records als typischer Repräsentant der Hauptstadtszene. Stimmt, schließlich bespielen die Artists des Labels beinahe jede Party in Berlin. Man muss nur wahllos ein paar Flyer abgreifen, die Chance darauf die Namen Format B, Jens Bond, Tigerskin, Tom Clark und Todd Bodine zu lesen, ist relativ groß. Trotz dicht bepackter Terminkalender am Wochenende entstehen unter der Woche im Studio trotzdem neue Tracks. Die neuesten von Todd Bodine haben nun ihren Weg auf den Longplayer "Forms" gefunden.
Es ist das dritte Album von Todd Bodine nach "Different Engines", das 2005 auf dem Schweizer Label Morris Audio Citysport Edition erschienen ist, und "Surfaces" aus dem darauffolgenden Jahr auf Tresor. Trotz der dreijährigen Pause seit knüpft "Forms" nun nahtlos an die Vorgänger an.
Techhouse, der sein Heil auf dem Dancefloor sucht, heißt auch hier die Formel. Damit passt er zugleich auch bestens zu den übrigen Artists auf Highgrade Records, die sich einer ähnlichen Soundphilosophie verpflichtet fühlen.
Das heißt im Fall von Todd Bodine alias Dierk Draeger auch, dass sich meine Begeisterung für seine Tracks ebenfalls auf einem ähnlichen Lebel bewegt, wie bei den Releases seiner Labelkollegen. Wer gut spielbares DJ-Futter ohne allzu große Ansprüche sucht, der ist mit den zwölf Stücken von "Forms" bestens bedient.
Alle kann man ohne Probleme in ein Set einbauen, manche wie "The Walker" mit seiner druckvollen Bassline eignen sich sogar wirklich gut dafür. Allerdings haben die Tracks von Todd Bodine alle ein grundlegendes Problem: ihre Einfallslosigkeit.
Möchte man sein DJ-Set nicht ausschließlich mit geloopten Techhouse-Nummern bestreiten, dann sollte man um das neue Release von Todd Bodine einen großen Bogen machen. Denn so etwas wie Atmosphäre, Spannung oder Dramatik bauen weder die einzelnen Tracks noch das Album auf.
Die Armut von "Forms" mag für DJs, die lediglich auf der Suche nach einem Afterhour-Tool sind, noch zu verschmerzen sein. Leute, die sich Techno gerne auch mal zu Hause anhören, werden mit derlei Mängeln kaum Leben können.
Unterm Strich liefert Todd Bodine eine gleichermaßen lustlose wie uninspirierte Vorstellung. Möglichst nichts riskieren, bloß keine interessante Idee in die Tracks einarbeiten, scheint das Motto des Longplayers zu sein. Dass man mit derlei Standard-Tracks auf einer Afterhour für gelegentliche Begeisterung sorgen kann, mag sein. Zu mehr taugen die Tracks allerdings nicht.
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