laut.de-Kritik

Der Cinderella-Frontmann im bluesigen Singer/Songwriter-Gewand.

Review von

Wer vor knapp 30 Jahren die Jugendzimmer-Wände mit Postern von gepuderten Hair-Metal-Bands wie Poison, Ratt und Stryper tapezierte, dem sollte der Name Tom Keifer eigentlich ein Begriff sein. Der Mann drehte schließlich am Ruder eines der Flaggschiffe des von True-Metal-Fans stets belächelten Sub-Genres. Die Rede ist von Cinderella, einer Band, der Tom Keifer auch heute noch – zumindest auf dem Papier – zugehörig ist, die aber seit der Veröffentlichung ihres letzten Studioalbums "Still Climbing" im Jahr 1994 eigentlich nur noch von Erinnerungen lebt.

Nun wandelt Tom Keifer mit seinem Solo-Debüt "The Way Life Goes" auf eigenen Pfaden. Dass der Amerikaner überhaupt noch in der Lage ist, vor ein Mikrofon zu treten, grenzt schon an ein Wunder. Jahrelang kämpfte der Sänger mit einer hartnäckigen Stimmbandreizung. Während die Ärzte mit den Daumen nach unten zeigten, kämpfte der Sänger, trotz permanenter Hiobsbotschaften, unermüdlich für sein Comeback.

Der Kampf hat sich gelohnt. Hier geht es nicht um Innovation, Metamorphose, oder Ach-guck-mal-einer-an-Momente. Hier geht es schlicht und ergreifend um die Liebe zur Basis. Es geht um Dankbarkeit. Tom Keifer weiß das Geschenk zu schätzen.

Er versucht sich erst gar nicht mit fremden Federn zu schmücken, sondern setzt sich mit seiner schmuddeligen Fender auf einen Barhocker, versammelt mit Greg Morrow (Drums), Michael Rhodes (Bass) und Tony Harrell (Wurlitzer) drei Gleichgesinnte um sich herum und verneigt sich vor bluesig-rockigem Nashville-Schaffen. Das funktioniert nicht nur, das sorgt bei kratzigen Saloon-Oden wie "Solid Ground", "Fools Paradise" oder der rotzigen Aerosmith-Hommage "Mood Elevator" sogar für weit mehr als nur anerkennendes Nicken.

Tom Keifer tut gut daran, an Altbewährtem festzuhalten. Mit harmonischen Candlelight-Perlen ("Thick And Thin", "Ask Me Yesterday", "You Showed Me") und bluesigen Schunklern ("Cold Day in Hell", "The Flower Song") kennt sich das Cinderella-Aushängeschild schließlich bestens aus. Und so dürfen sich Freunde staubiger Cowboy-Chords-Darbietungen über die Rückkehr eines Mannes freuen, der auf Gipfeln stand und tiefe Täler durchschritt und wie kaum ein anderer weiß, wovon er singt.

Trackliste

  1. 1. Solid Ground
  2. 2. A Different Light
  3. 3. It's Not Enough
  4. 4. Cold Day In Hell
  5. 5. Thick And Thin
  6. 6. Ask Me Yesterday
  7. 7. Fools Paradise
  8. 8. The Flower Song
  9. 9. Mood Elevator
  10. 10. Welcome To My Mind
  11. 11. You Showed Me
  12. 12. Ain't That A Bitch
  13. 13. The Way Life Goes
  14. 14. Babylon

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