laut.de-Kritik
Atomisiert - vom eigenen Song.
Review von Erich Renz"All I am is a devotee to a fading memory", schmachtet Joe Washburn in der hallenden Hymne "Closure". Kenner wissen längst Bescheid – als Import ist "Only Human" keine Neuveröffentlichung mehr, sondern gehört bereits zum Toploader-Katalog.
Ihr Debüt "Onka's Big Moka" brachte einen Erfolg, der schwer wog. Millionenverkäufe, Tourneen mit Robbie Williams und Bon Jovi. Und das alles wegen dieses King Harvest-Covers. "Dancing In The Moonlight" wurde zum Spielball der Radiostationen, während der Spielraum der Band immer kleiner wurde.
Der Song wurde zur Band, die Band zum Song. Sänger Washburn sagt, irgendwann sei man es überdrüssig gewesen, "nur auf diesen einen Song reduziert zu werden". Ein Hit wurde so zum Schwanengesang und Toploader waren atomisiert.
Auf "Only Human" wird "Dancing In The Moonlight" aller Altlast zum Trotz in einer akustischen Neufassung und mit jazziger Spielart wieder schmackhafter aufgewärmt. Denn natürlich findet Washburn, dass es "noch immer ein großartiger Song ist".
Als Rüstzeug zum Erfolg könnte man nun Hooklines und Zitate erwarten, die an U2 oder The Killers erinnern. Washburns wonniges Falsett gleitet durch das eskapistische "Paradise", ein 80's-Synthesizer spielt in "Never Stop Wondering" wohlige Melodien von anno dazumal und "Weight Of The World" trumpft auf wie ein Springsteen'sches Flaggschiff.
Dieses dritte Toploader-Album ist gespickt mit variablen Klangräumen und großräumigen Arrangements. Wer Ähnlichkeiten und Abgeschmacktheiten sucht, läuft ins Leere. Allein die Liedtexte sind mit ihren pennälergleichen Reimschemata einförmig und allzu phrasenhaft. Wer das gerne überhört, für den wird "Only Human" ganz klar zu einem Sieg der Kurzweil.
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