laut.de-Kritik
Zuhören und die Gedanken schweifen lassen.
Review von Stefan Mertlik"Outer Peace" ist Chaz Bears sechstes Album unter dem Pseudonym Toro y Moi und das erste, das er nach der Rückkehr in seine alte Wahlheimat Oakland aufnahm. Umzugsstress ist der 30-minütigen Platte nicht anzuhören. Stattdessen verpasst der 32-Jährige seinen Elektroklängen einen so entspannten Anstrich, dass Vogelgezwitscher und Wassergeplätscher zum wichtigsten Element neben den Drums werden.
Unbeirrt von ein- und aussetzenden Xylophon- und Autotune-Elementen bahnt sich der stoische Drum-Loop in "Fading" seinen Weg bis ans Lied-Ende. Monoton klingt all das trotzdem nicht. So poppig wie "Outer Peace" fiel keine seiner bisherigen Veröffentlichungen aus. Das beweisen nicht nur die Album-Closer "Monte Carlo" und "50-50", die das Zugänglichkeitsprinzip mit zeitgemäßem Playlisten-R'n'B auf die Spitze treiben.
Ob Toro y Moi seinen Disco-Wurzeln frönt ("Ordinary Pleasure"), einen Piano-Loop durch Elektroschnipsel ergänzt ("New House") oder einen schweren Funk-Bass ins Rollen bringt ("Laws Of The Universe") – für Chaz Bear existieren keine Genre-Grenzen. Ein Blick auf seine Karriere zeigt, weshalb: Als Teenager musizierte er in Punk-Bands, später kamen Projekte im R'n'B, French House und Underground-Hip-Hop dazu.
Anbiedernd oder gar billig sind die zehn Stücke dennoch nicht. Das Drumherum macht den Reiz aus. Wer musikalische Tiefe sucht, findet sie auch. Sanfte Samples treffen auf schnelle Elektrobeats. Statt den Drum-Computer jedoch zu überstrapazieren, greift Chaz Bear zugunsten der Abwechslung auch mal zu Bongo-Trommeln.
Unter der leichtfüßigen Schale verbergen sich ernste Themen. "Freelance" erzählt vom freiberuflichen Kampf um den nächsten Scheck, "Ordinary Pleasure" behandelt das Thema Sex in Langzeitbeziehungen und "Monte Carlo" schmäht die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel in der Bay Area. "Outer Peace" stellt diese Themen jedoch nicht in den Vordergrund, sondern offenbart sie in einem Fluss aus entspannten Klängen all denen, die sich darauf einlassen möchten.
Das Motto lautet: Alles kann, nix muss. Egal, ob die Hörer_innen Entspannung bei einer Bahnfahrt oder Inspiration im Job suchen, "Outer Peace" ist Musik für beide Lager, zum Zuhören und die Gedanken schweifen lassen.
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