laut.de-Kritik
Die Australier mit Wohnsitz Hamburg legen ein ziemliches Brett vor.
Review von Michael EdeleMeine erste Begegnung mit Tourettes datiert auf das letztjährige Summer Breeze, als die Band noch unter Tourette Syndrome firmierte und die - ansonsten recht ansehnliche - Fronterin Michele Madden durch ihren stattlichen Achselhaarwuchs ins getrübte Auge stach. Auch stimmlich gab sich die Dame eher maskulin, ließ aber auf dem Album "Sicksense" immer wieder mal durchblitzen, dass sie über eine gute Singstimme verfügt.
Tja, davon ist auf "Treason Songs" nicht viel übrig geblieben. Michele gibt sich damit zufrieden, ihre Stimmbänder im Death Metal-Bereich zu malträtieren und nimmt ihre Combo damit einen großen Pluspunkt in Sachen Vielseitigkeit. Deswegen zu vermuten, dass es bei den Tourettes inzwischen langweilig zugeht, wäre ein Trugschluss.
Gitarrist und Songwriter Ashley Manning weiß genau wie der Hase läuft und lässt sich vom Songwriting her nur schwer in eine Ecke schieben. So bekommt schon der Opener "Clean" durch die vereinzelten Backing-Chöre, einen sehr atmosphärischen Gesamtsound verpasst.
In Sachen Gesang fallen besonders "Diatribe" und "Ghost Parade" auf, da Fronterin Michele hier stellenweise auf so etwas wie rauen Gesang setzt. Auch was die Gitarrenmelodien angeht, stehen die Tracks weit vorne, fühlt man sich doch an Bands wie Shadows Fall oder God Forbid erinnert.
Auf der anderen Seite setzen die Australier, die inzwischen in Hamburg residieren, auf ein ziemliches Brett irgendwo zwischen Death und Thrash Metal. So beginnt "Seasoned In Destruction" als ordentlicher Kracher, nimmt aber vor allem im Chorus immer wieder das Tempo raus.
"Miss Misogyny" thrasht auf hohem technischen Niveau und vor allem das anschließende "Rivers" legt eine verdammt kräftige Power an den Tag. Dazu verbraten die Aussies vom Death Metal bis hin zu leichten Nu Metal-Anleihen in "D.N.A." so gut wie alles. Während der mitunter recht zügige Thrasher "Trinity" immer wieder mit fetten Grooves arbeitet, tauchen auch ein paar recht interessante Backing Vocals auf. Das anschließende "Johnny Wad" geht ab wie die Feuerwehr, wird zwischendrin schleppend wie Bolt Thrower und holzt dann wieder voll durchgedreht drauf los.
"Hope Springs Eternal" knüppelt zwar zunächst ebenfalls los wie Sau, spielt aber immer wieder mit ein paar melodischen Elementen. Auch das finale "3am Quarter" setzt auf einen verschleppten Groove mit ansatzweise Melodien und führt "Treason Songs" zu einem guten, aufgrund des nicht ausgenutzten Gesangpotentials aber irgendwie auch unbefriedigenden Ende.
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