laut.de-Kritik
Talkin' Bout A Compilation.
Review von Markus BrandstetterDer Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, als Tracy Chapman 1988 über Elektra ihr selbstbetiteltes Debütalbum veröffentlichte. Zuvor hatte die US-Amerikanerin Straßenmusik gemacht und in Cafés und Folkclubs gespielt. Ihr Longplayer aber katapultierte sie ohne Umschweife in die erste Reihe der Singer/Songwriterinnen.
Folk-Pop, gleichermaßen introspektiv wie durch und durch politisch, traditionsbewusst und doch vorwärts gewandt, im Jetzt verwurzelt: Nicht nur ein stetig wachsendes Publikum goutierte Chapmans Songs of Conciousness, auch Kritiker und Juroren zeigten sich überzeugt. Gleich drei Grammy Awards heimste sie mit ihrem Debüt ein: einen für das Album des Jahres, einen als beste Künstlerin und einen für die erste Singleauskopplung "Fast Car" in der Kategorie "Best Female Pop Vocal Performance".
Acht Studioalben führt die Diskografie der Sängerin heute, ihr letztes Werk "Our Bright Future" erschien 2008, die letzte Tour absolvierte Chapman 2009. Während neues Material und eine neue Tournee weiterhin auf sich warten lassen, erscheint nun mit "Greatest Hits" nach "The Collection" von 2001 bereits die zweite Werkschau.
Gemeinsam mit David Kershenbaum, der ihre ersten drei Alben produzierte, remasterte Chapman die Stücke allesamt und brachte somit nicht nur ihr Frühwerk, sondern auch ihre aktuelleren Sachen auf den neuesten klanglichen Stand. Gerade der Vergleich mit dem Sound der in den 1980er Jahren aufgenommen Alben zeigt deutlich, dass die Stücke unter Zuhilfenahme moderner Technik deutlich klarer und ein wenig lauter klingen, ohne an Dynamik zu verlieren.
Chapman wählte die Tracks selbst aus. Sie legte dabei das Gewicht auf ihre frühen Alben: "Tracy Chapman" (1988), "Crossroads" (1989) und "New Beginnings" (1995) sind mit je drei Stücken vertreten. "Talkin' Bout A Revolution" fehlt natürlich ebenso wenig wie "Baby Can I Hold You" und "Fast Car".
Auf chronologische Reihenfolge legte Chapman beim Erstellen der Tracklist keinen Wert. Viel mehr sollte die Dramaturgie der Stücke in einem neuen Kontext funktionieren. So beginnt "Greatest Hits" mit dem Titeltrack des 2001 erschienenen Albums "Telling Stories", geht zeitlich mit "Baby Can I Hold You" dann drei Jahre zurück, ehe mit "Change" ein Stück ihres vorletzten Albums ("Where You Live", 2005) vertreten ist.
Vergleicht man "Greatest Hits" mit "The Collection" und zieht man das leicht aktualisierte Soundkleid ab, erscheinen die beiden Compilations zum großen Teil deckungsgleich. Die seit 2001 veröffentlichten Stücke fügen sich nahtlos in Chapmans Werk ein. Neben den regulären Versionen von "Change" und "You're The One" (auf "Let It Rain", 2002) ist mit "Sing For You" die komprimierte Single- anstelle der Albumversion vertreten. "You're The One" ist ein melancholisches, eingängiges Liebeslied mit Akustikgitarre, Orgel und Klatschen.
Eines der Highlights markiert "All That You Have Is Your Soul" aus "Crossroads" (1989), auf dem Neil Young Piano und Akustikgitarre spielt. Allerdings fand sich auch dieses Stück bereits auf der letzten Compilation.
Für Fans, die bereits alle regulären Alben ihr Eigen nennen, bietet wohl der Schlusstrack einen der wesentlichen Kaufanreize: Chapmans wunderschöne Live-Version des Ben E. King-Klassikers "Stand By Me", die in David Lettermans Late Night Show zwei Wochen vor Kings Tod zum Besten gab, sorgte bereits auf YouTube für Furore. Nun gibt es den Track auch offiziell zu erwerben. Chapman begleitet sich auf der E-Gitarre, spielt rudimentäre Chords und stellt die Nummer mit ihrer grandiosen Stimme als optimistische, tröstende Soul-Nummer in den Raum.
"Greatest Hits" zeigt einen gelungenen Querschnitt aus Chapmans Oeuvre in aufpolierter Akustik. Ob die wenigen neueren und Quasi-Bonustracks wirklich ausreichen, um treue Fans ein weiteres Mal zum Kauf zu bewegen, bleibt jedoch fraglich. Mit ein paar wirklich neuen oder bisher unveröffentlichten Stücken als zusätzlichen Schmankerln sähe die Sache schon anders aus.
2 Kommentare
"...und Klatschen." - Herrlich!
Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.