laut.de-Kritik
Drei Belgier auf dem Weg nach Palm Desert.
Review von Kai ButterweckSo langsam aber sicher scheinen die Pommes- und Zuckerwaffel-Fetischisten aus dem benachbarten Königreich sämtlichen europäischen Rock'n'Roll-Vorzeigestaaten den Rang abzulaufen. Soulwax, dEUS, The Black Box Revelation: die Zahl an gehaltvollen Rock-Exporten aus Belgien nimmt seit einigen Jahren kontinuierlich zu. Mit Triggerfinger schicken die Flamen dieser Tage mal eben die nächste Combo über die Landesgrenze.
Das hätte alles auch schon vor Jahren passieren können, denn das Trio kreiert bereits seit 1998 durchschlagskräftige Rock-Kost. Doch irgendwie musste erst das Lykke Li-Cover "I Follow Rivers" den Gang aus dem heimischen Proberaum antreten, ehe die internationale Nachbarschaft die Lauscher aufsperrte. Im Gegensatz zu besagtem Zartschmelz-Ohrwurm ist das Album an sich alles andere als taufrisch, denn "All This Dancin' Around" verdrehte bereits vor zwei Jahren die Köpfe belgischer Stonerrock-Fans im Handumdrehen. Nun stampfen Ruben Block, Paul Van Bruystegem und Mario Goossens endlich auch durch hiesige Gefilde und treten dabei den Beweis an, dass man nicht zwingend bei den Desert-Sessions zugegen gewesen sein muss, um den Staub mit Löffeln zu fressen.
"Let It Ride", "Love Lost In Love", "Cherry", "Tuxedo": Die Liste an beeindruckendem Joshe Homme-Gedächtnismaterial ist lang. Doch wer denkt, dass Triggerfinger ohne Finger am Abzug nicht zu Potte kommen, der hat sich getäuscht, denn der Dreier parkt sein Equipment auch gerne mal am Blues-Lagerfeuer. Das brennt wahlweise lichterloh ("My Baby's Got A Gun") oder eher gemütlich ("It Hasn't Gone Away"). Was aber stets präsent bleibt ist der psychedelische Ansatz im Kern des Triggerfinger-Schaffens. Ob laut oder leise, Fast Forward oder Slow Motion: Das Antwerpen-Trio musiziert durchgehend etwas abseits gängiger Pfade.
Der komplette Background suhlt sich in tieferen Ebenen. Über allem thront Blocks markantes Organ, das standardgemäß des öfteren einer Effekt-Zerreißprobe unterzogen wird. Mal näselnd, mal forsch und bisweilen gar etwas weinerlich hält der bärtige Frontmann seine Stimmbänder bei Laune und schleift das restliche Treiben seiner Mitstreiter, immer kurz angeleint, hinter sich her. Wasserflasche auffüllen, Boots an und raus ins Freie. Zwischen dem Mississipi-Delta und Palm Desert liegen zweieinhalbtausend Kilometer. Mit "All This Dancin' Around" im Ohr wird es einem vorkommen wie ein Katzensprung.
1 Kommentar
Diese tolle Band wurde neben Metallica und den Hives auf dem RIP angesetzt. Das regt mich immer noch so auf! Coole Band.