laut.de-Kritik

Kapuze auf oder ab? Egal, das Debüt ist so und so gelungen.

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Bunt und vielfältig wie die Hauptstadt selbst: Beim Newcomer Trille trifft Indie auf Trap, ein wenig Pop auf Rock und Punk. Seine Texte sind mal sentimental, mal kitschig, gesellschaftskritisch oder ironisch. Der Berliner kreiert mit seinem Debütalbum "Kapuze" moderne Klänge aus der Großstadt, die fernab vom Mainstream auch anderswo funktionieren.

Die Indie-Trapnummer "Pro" bietet einen sehr lässigen Sound, modern und unique wie die Hauptstadt, dazu eine scheinbar gesellschaftskritische Message: "Ich bin dagegen, dass Wälder brenn'n / Gegen CO2, gegen SUVs / Ich bin dagegen, dass wir älter werden / Gegen Drogen, gegen Monotonie (Ja)". Doch Trilles eigentliche Botschaft: "Ich bin Pro (Ja, ich bin Pro) / Prokrastinateur (Ja), yeah (Ey) / Ich bin Pro (Ich bin Pro) / Profi im Verzögern (Ja), Profi im Verdräng'n (Im Verdräng'n)". Über Liebe singen kann schließlich jeder.

"Blink 182" ist die Hommage an die US-Rockband, die Trille offensichtlich gerne hört. Das macht er vor allem dann, wenn er sentimental an eine Verflossene denkt: "Frag mich wo du bist, was du grad so tust / Jeder macht sein Ding, krieg ich hin, es ist besser so".

Wie wäre es nach Rock mit etwas SloMo-Trap? Die Ausrede "Keine Lust" zählt bei diesem ins Mikrofon gehauchten Gesang mit futuremäßigen Elementen und passend inszenierten Bässen und Drums nicht. Schließlich hat Trille selbst keinen Bock: "Sorry, irgendwie bin ich heute nicht so horny". Doch nach dem Korb folgt etwas Schmeichelei: "Don't worry, du bist immer noch Beyoncé".

"Geil Oder Scheiße"? Der Song auf alle Fälle geil. Darin schluchzt der Berliner sentimental von früher, denn da war "alles einfacher": "Links oder Rechts / Brilli oder Dreads / Punk oder Rap". Was als softe Klavierballade beginnt, steigert sich zur rockigen Gitarrennummer und würdigt diesmal Nirvana. "Polly wants a cracker" stammt vom Song "Polly" aus deren Album Nevermind (1991). Noch schöner klingt nur folgende Line: "Nostalgie, Poesie, schlechte Reime / Alles war so wichtig, das Leben war leicht / Hauptsache Walkman dabei".

Natürlich widmet Trille auch der titelgebenden "Kapuze" einen Track und liefert tief dröhnenden Bass inklusive Hip Hop-Beats. Unterstützung bekommt er von Girlwoman. Ihr Part könnte auch von Billies Debütplatte stammen. Ob deren (Kleidungs-)Stil als Inspiration diente oder er einfach über das lässigste Modestatement ever singen wollte, weiß nur Trille. Vielleicht kam ihm auch die Idee zum Song, als er "Zuhause" am Klavier komponierte. Das könnte erklären, warum die melancholische Nummer langweilig dahinplätschert und nach zwei Minuten untergeht.

Bei "Garten Eden" dachte sich der Newcomer: "Und ich schreibe n Hit / Von der Zeit als wir nur Träumer warn". Genauso verträumt und kitschig singt er über vergangene Erlebnisse mit einer bestimmten Person: "Ey weißt du noch / Der Sommer letztes Jahr / Als wir beide noch / Jeden Tag zusammen woanders waren". Neben dem Klavier gehen diesmal auch noch Geigen an den Start, die der Nummer einen eigenen Charme verleihen.

Weil der liebe Trille so gerne Kontraste mag, endet er auch mit einen. Er hört wieder "Blink 182", diesmal aber in der Poppunk-Version und dazu "Nothing Breaks Like a Heart in der S1". Genauso punkig wie der Titel verspricht, klingt er auch, geht direkt am Anfang steil und rundet die Platte mit einem weiteren Genre solide ab. Kapuze auf oder ab spielt dabei keine Rolle.

Trackliste

  1. 1. Pro
  2. 2. Blink 182
  3. 3. Keine Lust
  4. 4. Golf
  5. 5. Geil Oder Scheiße
  6. 6. Kapuze
  7. 7. Zuhause
  8. 8. Garten Eden
  9. 9. Blink 182 (Poppunk Version)

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