laut.de-Kritik

Der Frontmann von Wilco spannt seine Familie ein.

Review von

"Als ich mit diesem Album anfing, hatte ich es mir als Soloangelegenheit vorgestellt. Aber nicht nur Akustikgitarre und Stimme. Ich wollte alles selber machen – schreiben, Instrumente einspielen, singen", erklärt der Mastermind von Wilco.

Doch kam es anders, denn Jeff Tweedys Sohn Spencer "war von Anfang an mit dabei. Von den ersten Demo-Sessions an hat er am Schlagzeug die Songs mitgestaltet. Also handelt es sich um ein Soloalbum, das von einem Duo eingespielt wurde". Eine familiäre Angelegenheit, die auch Ehefrau und Mutter Susan mit einbezieht, denn die Platte ist nach ihrem Spitznamen benannt.

Fröhlich geht es auf den zwei CDs bzw. LPs selten zu. Das hat wohl damit zu tun, dass Susan Tweedy an Krebs erkrankt war und sich einige Stücke auf die schwierige Lage beziehen, wenn auch ohne direkte Anspielungen. Dafür ist Tweedy ein viel zu geschickter Texter.

Im Gegensatz zu den oft vielschichtigen Instrumentierungen bei Wilco geht es hier betont einfach zu. Oft ist sogar der allererste Entwurf Bestandteil des fertigen Stücks, der "iPhone Track", wie es im Booklet steht, das neben den Texten und Angaben zu den Instrumenten auch Bilder der Familie zeigt.

Kommen im Opener "Please Don't Let Me Be So Understood" wie an weiteren Stellen auf der ersten CD noch leicht dissonante Klänge zum Einsatz, ist die zweite Scheibe fast ausschließlich ohne Verzerrer eingespielt und noch mal einen Tick entspannter. "Honey Combed", "Fake Fur Coat" und das abschließende "I'll Never Know" kommen ganz ohne Sohnemann Spencer aus, der ansonsten trotz seiner 18 Jahre durch sein vielfältiges Spiel beeindruckt. Immerhin ließ ihn sein Vater ran, als er Mavis Staples' Album "One True Vine" (2013) produzierte.

Ob tatsächlich zwei CDs nötig waren oder ob es nur eine mit einer engeren Songauswahl getan hätte, sei dahingestellt. In gewisser Hinsicht ist es eine Hommage an das Album-Format. "Ursprünglich wollte ich zwei unterschiedlich klingende LP-Seiten haben, doch egal wie wir die Songs ordneten, passten sie nicht drauf. Ich will einfach Alben haben. Ich möchte, dass ein Teil zu Ende ist und ich eine Pause einlegen kann, bevor ich Teil zwei auflege. Oder dass ich Teil zwei ein anderes Mal höre".

Ein Ansatz, der durchaus verständlich ist, wenn man wie in Tweedys Fall Sinnvolles zustande bringt.

Trackliste

CD 1

  1. 1. Don't Let Me Be So Understood
  2. 2. High As Hello
  3. 3. World Away
  4. 4. Diamond Light Pt. 1
  5. 5. Wait For Love
  6. 6. Low Key
  7. 7. Pigeons
  8. 8. Slow Love
  9. 9. Nobody Dies Anymore
  10. 10. I'll Sing It

CD 2

  1. 1. Flowering
  2. 2. Desert Bell
  3. 3. Summer Noon
  4. 4. Honey Combed
  5. 5. New Moon
  6. 6. Down From Above
  7. 7. Where My Love
  8. 8. Fake Fur Coat
  9. 9. Hazel
  10. 10. I'll Never Know

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