laut.de-Kritik
Das Folkrock-Herz schlägt noch emphatisch.
Review von Magnus HesseBedrohlich qualmen da zunächst rauchige, in Reverb getränkte Gitarrentöne aus den Boxen, bevor "We Are Undone" so richtig Feuer fängt und ein fetziges Blues-Riff den Startschuss zum High-Noon gibt. Die zwei Folk-Avantgardisten legen auf der gleichnamigen Scheibe wieder los, wie man sie kennt. In schroffer Distortion und mit dieser Melancholie, die das Duo mit so viel Elan zelebriert.
"Incidental" strotzt nur so vor jugendlichem College-Rock-Enthusiasmus und erinnert in seiner garagig charmanten Unbedarftheit gar an Weezers blaues Album. Und auch "Fools Like Us" stürmt und drängt, knietief im Indie-Rock auf saloppem Upbeat.
Doch jäh wird dem wilden Treiben ein Ende bereitet. Da fremdelt man anfangs noch etwas mit dem klammen Klavier-Staccato in Mazurka-Manier auf "Invitation To A Funeral". Doch spätestens im Refrain befreit sich der Song und beweist, dass die Kalifornier ihre Ideen auch ohne preschende Gitarren zu epischer Größe bauen können. Bei so viel Klavier-Hymnus über durchgeschlagenen Becken kommen unweigerlich gar die Pathos-Progger von Trail Of Dead in den Sinn. Insgesamt durchweht zwar noch immer ein ländliches Lüftchen den Sound dieser auf Folklore fußenden Stücke, die aber dennoch einer abstrakteren Architektur gehorchen.
"Some Trouble" stößt dann wieder die Saloon-Tür weit auf und groovt sich durch verspielten Heavy-Blues. "My Man Go" rutscht hingegen samt Slide-Gitarre in seelische Schmerz-Zonen und mäandert melodisch durch sanft brechende Country-Akkordfolgen. Der Schwermut wird da nicht rauskrakelt, sondern eingeladen, der einsame Cowboy blickt in die Ferne.
Was hier noch funktioniert, gerät in "Heartbreakdown" zur zähen Hängepartie, die fast nur von Stephens charismatisch bebendem Stimmorgan gewonnen wird, das mit einer Silbe eine Harmonie in pure Emotion verwandelt. Selbige wird im jähzornigen "Murder The Season/The Age Nocturne" zunächst unnötig mit Effekten ihrer größten Stärke beraubt. Doch dann wird dem verschroben balladesken Song-Skelett auch schon der Boden unter den Füßen weggezogen und ein echter Brecher ersteht.
Ein Exempel der unerschöpflichen Experimentierfreude der beiden, die ihre simplen Ideen so virtuos weiterstricken.
Dennoch schlägt das überquillende Folk-Herz auf "We Are Undone" wenn auch stets emphatisch nicht mehr so zum Hals wie noch in der Vergangenheit. Das musikalische Naturell von Adam Stephens und Tyson Vogel durchdringt aber auch diese Platte wieder.
1 Kommentar mit 5 Antworten
Für mich eher gute 3 Sterne. Kein schlechtes Album, aber in kompletter Länge doch etwas einseitig. Ich mag die Jungs, Live ne Wucht aber die Platte finde ich im ganzen sagen wir mal okay...
Also ob du das beurteilen könntest.
warum nicht, klär mich auf
Sitz nach xten Durchgang immer noch bissl hilflos davor. Invitation ist riesig gewachsen, aber irgendwie fehlt insgesamt dieses Wow. Wieso muss ich bei Katy Kruelly immer an Bob Dylan denken?
Was das Wow angeht kann ich das nachfühlen. Es packt mich nicht so komplett...
Volle Zustimmung da an battlefire und matze. Mag die grundsätzlich auch sehr, bin in dem Fall hier aber auch ein bisschen hilflos ...