laut.de-Kritik
Udonautenparty auf hoher See.
Review von Markus BrandstetterUdonautenparty, ja ne is klar, ne, döp'n'dödö dä-dä-dä! "Es muss doch irgendwo ne Gegend gebööön / Für so'n richtig verschärftes Leböööön / Und da will ich jetzt hin", singt Udo Lindenberg. Das richtig verschärfte Lebööön, das lebt er sowieso und uns lässt er es alle mitleböönnn. Udos Panikfamily ist eine alle inklusive, eine mit offenen, ausgebreiteten Armen, egal ob im Stadion oder bei MTV. Jeder darf sein Freund sein, Jan Delay wiedermal und Andreas Bourani, Tatort-Kommissarin Maria Furtwängler, Gentleman und Marteria. Alle singen sie mit ihm auf dem zweiten MTV Unplugged. Auch Angus & Julia Stone sind mit von der Partie.
Und weil Udo, darüber sind wir uns ja einig, döpndödö, halt ein arges Kaliber ist, hat er sich auch einen richtig großen Stargast mit ans Bord der Titanic geholt – Alice Cooper nämlich. Zwei Rocker-Legenden unter sich, der eine bedeckt mit Make-up die Jahre, der andere mit der Sonnenbrille. Und nein, Udo singt nicht "Wenn du durchhängst", während Alice am Galgen taumelt. Die beiden singen eine Mischung aus "No More Mr. Nice Guy" und "Den Ruf Musst Du Dir Verdienen", klappt ganz wunderbar.
Musikalisch macht das alles durchwegs Sinn: Standard-Akustiksets mit dem NDR Elbphilharmonie-Orchester, das an den richtigen Stellen auf hoher See mal dramatische Windböen reinbringt. Ach ja, einen Kinderchor hat Udo auch dabei beim Lied "Wir ziehen in den Frieden" – wegen der Message wär's, ne, allerdings sind Kinderchöre in der Popmusik natürlich immer etwas hart der Geschmacksgrenze. Bei Udo ist das eben Teil des familienfreundlichen, aber auch durchaus politischen Spektakels. Denn Udo ist natürlich weiterhin um keinen politischen Kommentar verlegen – und das ist gut und wichtig so.
Die Setlist bietet einen Querschnitt aus alt und neu – und lässt jene Stücke aus, die auf der ersten "MTV Unplugged" aus dem Jahr 2011 bereits enthalten waren. Das heißt, zahlreiche wesentliche Stücke müssen natürlich außen vor bleiben – gemeinsam mit der ersten Unplugged-Scheibe ergibt das aber ein sehr gutes Werk der kontemporären Udonautik. Gold für Udo-Fans, für Lindenberg selbst ein weiterer Beweis einer höchst geglückten Karrierephase. Wer Udopium vorher schon nicht mochte, wird auch diesmal nicht zugreifen. Is klar ne? Döpndödö!
2 Kommentare
Udo, ein Ehrenmann und einer der ganz wenigen unpeinlichen deutschen Musiker. Er kann den Hut einfach besser tragen als Mark Forster - döp'n'dödö.
Da ich gerade das Album höre, habe ich mal nebenbei die Kritik hier gelesen und mich schon bei der Überschrift geärgert.
Man muss Udo natürlich nicht mögen, auch wenn dies kein sympathischer Charakterzug wäre, aber man muss anerkennen, dass er eine Institution ist und ohne Zweifel zur kulturellen DNA dieser Republik gehört.
Die alberne Kritik erweckt jedoch den Eindruck, als ginge es hier um irgendeinen unbedeutenden Partysänger und nicht um eine lebende Legende.
Davon abgesehen ist das Album natürlich geil, lediglich den Part mit der Milliardärsgattin aus München habe ich nicht verstanden, zumal Frau Lindholm leider überhaupt nicht singen kann.
Es freut mich, dass ich mit meinem 5*-Leservoting für das Album dieses auf (verdiente) 4 Sterne heben konnte .