laut.de-Kritik

Bald wirkt dein Hirn ganz leer und trist, denn diese Texte sind echt Mist ...

Review von

So, jetzt isses aber gut. Dachte ich vor zwei Jahren zu Zeiten von "Dunkle Energie" noch, im Zweifel für den Angeklagten, so muss ich jetzt doch mal den Daumen senken und zwar gaaanz, gaaaanz tief nach unten ...

Wie auf dem letzten Album auch, kommen die ersten Töne vom Opener "Märchenlied" noch ganz gefällig durch die Speaker, aber sobald unser Rüschen-Ivan-Rebroff einsetzt, schnellen die Zehennägel bis ins Kniegelenk nach oben. Selbst wenn man sich dabei noch mit Wehmut an seinen ersten Liebesbrief erinnert, der vielleicht ähnlich plump artikuliert war, so tun sich schon bei "Sweet Gwendoline" wahre Abgründe auf.

Es runkelt in der Rübe

Das macht mich ganz schon müde

Drum dicht' ich auch im Dunkeln

Da lässt es sich gut munkeln

Doch schwellen mir die Hoden

Hier unten auf dem Boden

Mit deinen großen Ohren

Hab ich dich auserkoren.

Ok, das war jetzt nicht ganz original übernommen, aber viel schlechter finde ich meinen Textvorschlag auch nicht. Auch "Der Wahnsinn" (ab sofort als Titel des Jahres nominiert in der Kategorie Schweineweitwurf) regt mich zum Dichten an:

Der Wahnsinn kneift mir in den Arsch

Und bist du auch kein Zackenbarsch

So wirkt dein Hirn so leer und trist

Denn dieser Text der ist echt Mist.

Dabei lässt es unser Sado-Maso-Goethe aber nicht bewenden, lieber tönt er bei "Schlag Mich" irgendwas von wegen "die Zucht mit Würde ertragen". Und ich Depp dachte immer, wenn man sich von ner Domina auspeitschen lässt, geht's um Erniedrigung. So kann man sich irren. Auch Egoismus hat seinen "Charme". Wenn man mal davon absieht, dass ich schon nach den ersten Worten ("Ich schau dich an") an die Spider Murphy Gang denken muss, frage ich mich ernsthaft, welche Funzel bei einem im Hirn durchbrennen muss, um "es lebe der Autismus" zu singen? Das klappt ja noch nicht mal als Provokation.

Ähnlich platt und plump geht die Abrechnung mit dem Kindesmissbrauch, der in einigen Fällen in der katholischen Kirche aufgetreten ist, vor sich. Deutliche Worte sind ja schön und gut, aber zwischen Effekthascherei und kritischen Aussagen gibt es doch enorme Unterschiede.

Textlich wie immer ein ziemlicher Totalausfall lockt dieses Mal auch musikalisch auf "Memento Mori" nur sehr wenig. Vieles lässt entweder schnell jedwede Spannungsbögen vermissen, oder es klingt einfach zu deutlich nach Rammstein. Fans der Band werden's eh kaufen, alle anderen sollten einen Bogen drum machen. Brauch isch net.

Trackliste

  1. 1. Märchenlied (Liebeslied)
  2. 2. Sweet Gwendoline
  3. 3. Sagt Nein
  4. 4. Memento Mori
  5. 5. Schlag Mich
  6. 6. Ein Letztes Mal
  7. 7. Der Wahnsinn
  8. 8. Egoismus
  9. 9. Money
  10. 10. Stoppt Die Lügen
  11. 11. Der Prälat
  12. 12. Mach Was

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