laut.de-Kritik

Futuristisch und retro zugleich.

Review von

Das Münchener Electro-Duo Umme Block hat die Synthesizer für sich entdeckt, um einen straighten, aber auch futuristischen Sound zu zelebrieren. Ihr Synth-Pop-Konzeptalbum beginnt im "Intro" und im ersten Segment des Titelsongs "25 HOURS" sphärisch.

Die englischen Texte lassen sich nach einigem Hören bald mitsingen, sie geben aber Rätsel auf. Keine Zeile erscheint überflüssig. In "Shoreline" etwa wirkt vieles für viele Interpretationen offen, Fragen reihen sich an Zweifel: "Can you still feel me? / Did you turn away for real? / Did you already get the time to forget? / can't believe, you don't feel what you've said / Are you the one? / Never have to ask myself."

Doch allzu viel Gesang gibt es in den pulsierend aufgebauten Pop-Kompositionen sowieso nicht. Die Taktschläge schieben sich mit angedeutetem Offbeat voran, nicht strikt technoid, eher triphoppig, so dass Portishead'sche Schwere, ein schleppender Groove entsteht. Dabei reiben Kontraste gegeneinander: Ein tief-bassiges Brummgeräusch unterlegt etwa "Floodgates", während Vibraphon-ähnliche, glasklare Melodieklänge im Stil von Ultravox durch den Song führen.

Mehr Zeit schreiben sich Klara und Leoni von Umme Block nicht nur als Albumtitel auf die Fahnen. Sie praktizieren ein anderes Zeitverständnis, als im Massen-Pop vorherrscht. Lange Titel, die atmen dürfen, und ein pausenloser Flow zwischen den Tracks lassen alle alle wie an einem Faden aufgereiht wirken.

Das Konzept der Platte entwickelt sich von luftigeren Tönen über beatlastig Geerdetes mit der Thematik Wasser ("Shoreline", "Floodgates") zum knarzig noisigeren "Yellow Lights". Das verknüpft Wasser und Luft mit den Elementen "raindrops" und "wind" und ruft das Gelb einsamer Straßenlaternen vor Augen. Einzelne Passagen bleiben hymnisch-lautmalerisch, ohne konkreten Text, mit "nah-ha-ah-ho".

Der poetische Track "Bubbles" greift die Luft-Wasser-Licht-Motive metaphorisch auf und verwandelt Liebende in "Blasen, die ineinander passen" und einander "Dinge in einem neuen Licht zeigen". Das melancholische, auch schwebende Stück erinnert an den ein oder anderen Kate Bush-Song, etwa "Between A Man And A Woman" oder "Mother Stands For Comfort". Zusätzlich zu den wolkigen Loops, die sich flächig ausbreiten, erwecken Scratch-Geräusche in schlurfendem Offbeat ein bisschen das Feeling von Dub.

Subtil und niedlich fiepen und zirpen die Loop-Maschinen. Sie erzeugen eine anmutige Stimmung. Leonis Stimme führt mit warmem Timbre und fortlaufendem stetigem Switchen zwischen kokettierender Mädchenhaftigkeit, tiefer Ruhe und ätherischen Höhenflügen durch die Keyboard-Landschaften. Ab und an, in "Rockface", gewinnen eingestreute E-Gitarren-Töne die Oberhand.

"Voiture" unterstreicht mit seiner Länge von über sechs Minuten die Neigung von Umme Block, Songs Reifungs- und Entwicklungszeit zu gewähren. Diese nutzen sie für viele Soundfarben. Punktuell hört es sich an, als hüpften Tischtennisbälle in High Speed über ein Xylophon. Französische Wörter vermitteln einen Hauch Electropop-Kultur, wie sie zum Beispiel das Kitsuné-Label auslebt.

Auch diese Platte von Umme Block erscheint bei einem Mode- und Musiklabel, in München. Munich Warehouse vertreibt das Album exklusiv über seinen Webshop. In Download-Portalen lassen sich nur die Singles auffinden, und weder Plattenläden, Megastores noch die großen Versandhändler verkaufen "25 Hours".

Dieser Ansatz passt zur Idee, dass der Tag auch 25 Stunden haben könnte, was einem biologischen Experiment der 60er Jahre gemäß zum Dopaminspiegel des Menschen passen würde. Die spezielle Marketingstrategie für das Album hebt aber auch hervor, dass die Platte sehr gut abgemischt ist. Für einen bloßen MP3-Stream wäre das zu schade.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. 25 HOURS
  3. 3. Shoreline
  4. 4. Floodgate
  5. 5. Yellow Lights
  6. 6. Bubbles
  7. 7. Rockface
  8. 8. Voiture
  9. 9. 25 HOURS Pt. II
  10. 10. Outro

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