laut.de-Kritik
Auch der Sound frönt Pferdestärken in Verbrennungsmotoren.
Review von Alexander AustelEs ist ja schon erstaunlich, dass eine Idee aus dem Jahre 2001 nun bereits ihren achten Nachfolger auf die Kinoleinwände bringt. Recycling ist auch das Prinzip hinter dem "Fast & Furious 8"-Soundtrack: Prominente Interpreten, die entweder einen aktuellen Hype oder entsprechende Verkaufszahlen vorzuweisen haben, reiht man fast plan- und strukturlos aneinander in der Hoffnung, dass das moderne Klangbild über die einschläfernde Langeweile des Gesamtwerks hinwegtäuscht.
Die Platte fängt zunächst mit Biss und klassischen Muskelspielchen von Young Thug, Wiz Khalifa, PnB Rock und 2 Chainz an ("Gang Up"). Mit "I'm a villain that's winning / With precision, I'm killing" eröffnet Letztgenannter. Der Beat schwebt und erhebt sich über die Protagonisten, schickt einzelne, in Watte gepackte Bässe gen Kopfhörer und ummantelt so geschickt den Vortrag der MCs. Daran anschließend nehmen uns in "Go Off" Lil Uzi Vert, Quavo und Travis Scott mit auf eine trappige Spritztour durch eine schwüle Sommernacht. "First I shift it, click it, burning rubber like I'm moving dark."
Mit "Good Life" folgt bereits der erste, vollkommen austauschbare Formatradiotrack, der mehr Popsong mit gerappten Parts ist als Hip Hop. Dagegen spräche nichts, wäre der Beat nicht harmloser als eine Schwebfliege im Larvenstadium. An diese Lust- und Emotionslosigkeit kommt nur noch "Candy Paint" heran, auch wenn zumindest die Vortragsweise hier nicht ganz so stumpf wirkt.
Natürlich braucht ein Film über schlagende, Testosteron fressende Muskelberge in schmissigen Karosserien auch einen Track, der den Pferdestärken in Verbrennungsmotoren frönt: "Horses". "All these horses in my car got me going fast / I just wanna do the dash, put my pedal to the gas." Diese Autotune-Kutsche ist nicht gerade die Definition von Kreativität.
Im weiteren Verlauf plätschert das Album so vor sich hin, lediglich "Speakerbox" lässt mich aufgrund seines komplett übersteuerten Autotune-Beats aufhorchen, der wie ein wild gewordenes Ungestüm um sich schlägt und damit aus dem schmalzigen R'n'B-Raster fällt, das die meisten Strophen der Tracks umgarnt.
Bei den letzten Songs des Soundtracks muss ich jedoch noch einmal vom Leder ziehen: Pitbull schafft es doch noch, diese durchschnittlichen Songs grandios abzuwerten. Schon klar, dass seine Kompositionen so viel Überraschungspotenzial wie eine Echo-Verleihung bergen.
Trotz dieser Berechenbarkeit kann man ihm eine gewisse Catchyness nicht absprechen. Auf Spanisch zu singen ist, so viel muss man ihm zugestehen, zumindest mal eine leicht veränderte Herangehensweise. Das Endprodukt bleibt trotzdem entsprechend tanzbar, belanglos und reiht sich damit hervorragend ins Album. Besonders weil es den identischen Song noch einmal gibt - auf Englisch. Damit man dem geneigten Käufer auch ja nicht zu viel zumutet.
Zwei Mal Pitbull. Alle Achtung. Und dazwischen: der Song "La Habana", der mit noch stampfenderen Plastikbeats und mit ebenfalls spanischen Lyrics die Rummelbummsdisco in Hinterwestermurr zum Kochen bringt. Ein Albumfinale also, das einem ähnlich intellektuellen Niveau vom Film "Fast & Furious 8" entsprechen dürfte.
1 Kommentar mit einer Antwort
Müll. Wer kauft sich sowas überhaupt?
Die gleichen Persönlichkeiten, die sich den Film anschauen und einen Paul Walker aufkleber auf dem Corsa haben