laut.de-Kritik

Wegbegleiter ehren Ozzys Gitarristen.

Review von

1979 lag Ozzy Osbourne am Boden. Von seiner Band Black Sabbath gefeuert, in Alkohol und Drogen versumpft, brauchte es zwei Personen, um ihn wieder auf die Beine zu bringen. Die eine war die Tochter seines Managers Don Arden, die bei ihm Schulden eintreiben sollte und später seine Frau und Managerin werden sollte, Sharon. Der andere war ein junger Gitarrist, den er für seine Soloband verpflichtete: Randy Rhoads.

Als Rhoads 1982 bei einem absurden Unfall mit 25 ums Leben kam, hatte er sein Ausnahmetalent auf vier Alben (zwei mit Ozzy, zwei zuvor mit Quiet Riot) unter Beweis gestellt. Die endgültige Ehrung erwies ihm der zutiefst betroffene Ozzy 1987 mit dem Live-Album "Randy Rhoads Tribute". Doch auch danach blieb er im Gedächtnis. Generationen an Gitarristen nannten ihn als Inspirationsquelle, regelmäßig taucht er in Listen der besten seiner Zunft auf.

Nahezu gleichzeitig erscheinen nun ein Livemitschnitt mit dem Titel "Randy Rhoads Remembered Vol. 1" (auf dem unter anderen Bumblefoot, Sebastian Bach und Tracii Guns mitwirken) und das vorliegende Tribute. Regie führte Gitarrist und Produzent Bob Kulick, der in den 1970er Jahren Kiss tatkräftig unterstützte und dessen Bruder Bruce einige Jahre lang Ace Frehleys Part als (ungeschminkter) Space Ace übernahm.

Die Liste an Musikern, die Kulick für das Projekt gewann, kann sich sehen lassen. Allerdings sorgen ausgerechnet die bekanntesten Namen für die größte Enttäuschung: Serj Tankian klingt im Klassiker "Crazy Train" wie der Sänger einer High School-Band, Tom Morello interpretiert das Solo recht eigenwillig. Um nicht zu sagen, dass er es verhunzt.

Die weiteren Röhren orientieren sich zum Glück eher am Original. Chuck Billy von Testament singt für seine Verhältnisse schon fast lieblich, Randys Bruder Kelle und Ripper Owens (zeitweise Rob Halford-Ersatz bei Judas Priest) geben sich Mühe zu klingen wie Ozzy.

Als Gitarristen dabei sind unter anderen Bernie Torme und Brad Gillis (die Rhoads' nach dessen Tod kurzfristig ersetzten), Gus G. (Rhoads' Nach-Nach-Nachfolger in Ozzys Band), George Lynch, Alexi Laiho (Children of Bodom), Frank Zappas Sohn Dweezil und Doug Aldrich (Whitesnake). Den Bass übernimmt durchgehend Rudy Sarzo, der mit Rhoads erst bei Quiet Riot und dann in Ozzys Band spielte, am Schlagzeug wechseln sich die erfahrenen Vinny Appice, Frankie Banali und Bret Chassen ab.

Keine großen Überraschungen bietet auch die Tracklist, die sich aus vier bzw. fünf Songs aus den zwei Alben mit Ozzy und jeweils einem aus den ersten zwei Quiet Riot-Platten zusammensetzt. Da darf man sich durchaus fragen, ob es sich nicht eher lohnt, "Tribute" wieder auszugraben bzw. endlich mal zu erwerben, um das spektakuläre Original zu genießen, das gleichzeitig Rhythmus- und Soloparts spielte, in drei Takte soviel Noten packte wie Tony Iommi in drei Lieder und eine selten übertroffene Spielfreude an den Tag legte.

Da es sich um ein Liebhaberprojekt handelt, lässt sich die Frage nicht eindeutig beantworten. Die Vinyl-Version mit zwei klaren Scheiben macht sich im Regal jedenfalls genauso gut wie die Musik. Und das Album lenkt mal wieder die Aufmerksamkeit auf ein Ausnahmetalent, dessen Spielweise unvermindert Freude bereitet.

"Wie wir damals immer sagten: Entweder hast du das gewisse Etwas oder eben nicht. Randy Rhoads war mit einem Überfluss davon gesegnet. Dieses Album soll sowohl sein Leben als auch sein unsterbliches Talent als Gitarrengott feiern" erklärt Produzent Kulick.

Trackliste

  1. 1. Crazy Train
  2. 2. Over The Mountain
  3. 3. Mr. Crowley
  4. 4. Believer
  5. 5. Back To The Coast
  6. 6. I Don't Know
  7. 7. S.A.T.O.
  8. 8. Killer Girls
  9. 9. Goodbye To Romance
  10. 10. Suicide Solution
  11. 11. Flying High Again

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