laut.de-Kritik

Rückschau auf elf Jahre Alternative-Kultur.

Review von

Wie eine Diva posiert Courtney Love auf der ersten Ausgabe des Intro-Magazins vom Dezember 1991. Dazu hatte sie damals noch allen Grund, bildete ihre Band Hole doch zusammen mit den Babes In Toyland und L7 die krachige Antithese zu den gängigen Frauenbands aus der Bangles-Liga. Seither sind elf Jahre vergangen und während die "15 minutes of fame" an Hole bereits wieder vorbei gezogen sind, feiern die Intro-Macher die Vollendung ihrer 100. Magazin-Ausgabe. Und zwar wie es sich gehört: mit Tonträgern. Ja, Plural. Vorliegende Doppel-CD ist nur der erste Wurf, zudem erscheint eine limitierte 4-CD-Box sowie eine DVD.

Das hört sich alles gewaltig an, bedenkt man aber, dass hier wegweisende Tracks aus elf Jahren Alternative-Kultur zusammen finden sollen, wirds schnell mal eng auf dem Silberling. Und nicht jede Band, die den Intro-Leuten einst Tränen der Verzückung in die Augen trieb, rückte mit den Songrechten heraus, sonst hätte man hier sicher auch die Pumpkins, Placebo, Beck, Massive Attack oder die Band von Courtneys Ehemann angetroffen. Wehmut kommt aber erst gar nicht auf, wenn gleich nach Hole die Gebrüder Acher mit "The Incredible Change Of Our Alien" ungehemmt losprügeln. Kein Wunder, die Nummer ist aus einer Zeit, in der Weilheim-Bruder Gretschmann noch die Bedienungsanleitung seines Samplers studierte.

Ungeschlagen bleibt natürlich Monster Magnets Früh-Hit "Nod Scene", hier in einer bedröhnten Live-Version vertreten. Auch sonst dürfte der Indie-Fan um die 30 auf jede Menge alte Vertraute treffen. Die Breeders säuseln ihren "Divine Hammer", dEUS sind dabei und die hervorragenden Beiträge der Rock-Giganten Soundgarden ("Fell On Black Days"), Faith No More ("Ricochet") und Kyuss ("One Inch Man") wurden bedacht ausgewählt und sollten auch bei Spätgeborenen Hunger auf den Longplayer entfachen. Weezers "Buddy Holly" entstammt dagegen der Kategorie "Muss drauf, obwohl's keiner mehr hören kann", während Ministrys Kampfschrei "Jesus Built My Hotrod" wenigstens noch ein diabolisches Grinsen hervorzaubert. Sigur Rós bereiten nach den lauten Hives einfühlsam auf CD 2 vor.

Dort regieren nämlich Bits und Beats, die im Intro ja auch schnell auf Interesse stießen. Auf elektronischer Seite steht das techno-dubbige Mouse On Mars-Stück galant neben Trickys Über-Hit "Overcome". Jimi Tenors "Take Me Baby" kann man mittlerweile auch wieder hören. Egoexpress aus dem Lado-Stall gefallen mit ihrem House-Schieber "Telefunken", während Basement Jaxx' "Where's Your Head At" nach wie vor nervt.

Hip Hop-technisch wird das US-Dreigestirn Busta Rhymes ("Woo Hah!"), Missy Elliott ("Get Ur Freak On") und der Wu-Tang Clan ("Gravel Pit") mit ihren größten Hits gefeatured. Oldies but goldies. Aus der Heimat sind zum Glück die Fischmöbbe ("Dreckmarketing V 1.7") dabei und ohne die Beginner ("Füchse") wäre das ganze Projekt sowieso unglaubwürdig gewesen. Unterm Strich also eine recht gelungene Indie-Rückschau, die Spaß macht. Auf der limitierten Edition kommen dann noch Namen wie Oasis, Melvins, Turbonegro, Moloko und die Stereo MC's dazu. Woo Hah!

Trackliste

  1. 1. Hole - Violet
  2. 2. Notwist - The Incredible Change Of Our Alien
  3. 3. Monster Magnet - Nod Scene (Live)
  4. 4. Ministry - Jesus Built My Hotrod
  5. 5. Helmet - Unsung
  6. 6. Blumfeld - Verstärker (Single-Version 1992)
  7. 7. Afghan Whigs - What Jail Is Like
  8. 8. Breeders - Divine Hammer
  9. 9. Motorpsycho - Leave It Like That
  10. 10. Weezer - Buddy Holly
  11. 11. Deus - Suds & Soda
  12. 12. Soundgarden - Fell On Black Days
  13. 13. Kyuss - One Inch Man
  14. 14. Faith No More - Ricochet
  15. 15. Stereolab - Cybele's Reverie
  16. 16. Stereo Total - Liebe Zu Dritt
  17. 17. Kante - Summe Der Einzelnen Teile
  18. 18. The Hives - Die, All Right!
  19. 19. Sigur Ros - Starálfur
  20. 20. CD 2
  21. 21. Björk - Human Behaviour
  22. 22. A Tribe Called Quest - Award Tour
  23. 23. Mouse On Mars - Frosch (Edit)
  24. 24. Tricky - Overcome
  25. 25. Rockers Hifi - Push Push
  26. 26. Lamb - Gorecki
  27. 27. Egoexpress - Telefunken
  28. 28. Jimi Tenor - Take Me Baby
  29. 29. Reprazent Feat. Roni Size - Brown Paper Bag
  30. 30. Busta Rhymes - Woo Hah! Got You All In Check (Feat. Rampage)
  31. 31. Absolute Beginner - Füchse (Feat. Sammy Deluxe)
  32. 32. Fischmob - Dreckmarketing V. 1.7
  33. 33. Wu-Tang Clan - Gravel Pit
  34. 34. Missy Elliot - Get Your Freak On
  35. 35. Basement Jaxx - Where's Your Head At
  36. 36. The Streets - Has It Come To This?
  37. 37. Tocotronic Vs. Console - Freiburg V 3.0
  38. 38. 2raumwohnung - Ich Und Elaine
  39. 39. Badly Drawn Boy - How?
  40. 40. Moldy Peaches - Jorge Regula

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