laut.de-Kritik

Zwischen Future-R'n'B und rumpeligem Bummtschack.

Review von

Als Anfang 2016 "Geld Leben" von Crack Ignaz erschien, bescheinigten Kritiker dem Album umgehend Klassiker-Status. Neben dem unnachahmlich süßen Mundartrap von seiten des Königs der Alpen gab es dafür einen zweiten, schwergewichtigen Grund: den knisternden, vertrackt-melodischen Bummtschack und die unfehlbare Samplekunst vom bis dato nahezu unbekannten Wandl. Rund anderthalb Jahre später releast der junge Österreicher nun erstmals offiziell im Alleingang – und erweitert seinen musikalischen Horizont ganz zwanglos.

"It's All Good Tho" bewegt sich folgerichtig mehr in Richtung Post-R'n'B und Pop, ohne seine Wurzeln zu vergessen. Wandl spielte für das Album fast alle Instrumente selbst ein, die Vocals in englischer Sprache stammen ebenfalls von ihm. Das Album oszilliert deshalb zwischen organischen madlib'schen Klangfrickeleien und melodischem, bassgesteuertem Progressiv-Sound.

Die erste Single "Cola" klingt wie die Quintessenz der gesamten Platte und entschleunigt warme Drumsounds zu einem regelrechten Sommertune. Die Vocals ordnen sich – stellvertretend für das ganze Album – der Gesamtästhetik unter und verhallen nahezu ob ihrer Schüchternheit: "Sweet like cola/ Let me be your boy/ Up all night/ I’m thinking about you".

Die meisten Songs sind deshalb sehr fragil und zerbrechlich, atmen im Gegensatz zum James Blake-Trübsal aber einen positiven Geist. Daraus entsteht ein wahnsinnig schöner, plastischer Sound, der im deutschsprachigen Raum seinesgleichen sucht. "Window Color" versucht in seiner musikalischen Getriebenheit dem Tod zu entrinnen, "Gay" gibt tiefgreifenden Aufschluss über das Seelenleben des Wieners: "I cut myself up, 'til I need some help, I bleed myself out, then I clean the floor". Harmonischer wird es erst wieder in der Slowjam-Nummer "Fever", die an die Dramatik eines JMSN erinnert, oder im federleichten "Blowin Smoke".

Die vielleicht malerischsten Momente hat "It's All Good Tho" aber immer dann, wenn sich Wandl seinem süß-brausenden Boombap widmet. Das wunderbar geerdete Outro "Häuser" würde hierzulande vielleicht noch Dexter so oder so ähnlich nachahmen können. Das Album macht auf der Gesamtdauer unheimlichen Spaß und setzt durch kurze Interludes immer wieder die richtigen Impulse. Trotz der musikalischen Bandbreite hat Wandl einen unverkennbaren Sound kreiert – lebendig und doch eingestaubt, rumpelnd und doch voller Hall und Tiefe. It's all good, yo!

Trackliste

  1. 1. Nothing
  2. 2. Window Color
  3. 3. Honey Soldja
  4. 4. Schulhof
  5. 5. Cola
  6. 6. Blowin Smoke
  7. 7. Sweet Love
  8. 8. Toast
  9. 9. Gay
  10. 10. Fever
  11. 11. 0800-333-Talk
  12. 12. Hell ft. Cid Rim
  13. 13. It's All Good Tho
  14. 14. Drones
  15. 15. Slept For Days
  16. 16. Beatles (How I Want U)
  17. 17. Häuser

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