laut.de-Kritik
Einmal angehört, und der Witz ist durch.
Review von Alexander CordasSanfte Pianoklänge ertönen, nach den frühen Strahlen des morgendlichen Sonnenlichts greifendes Keyboard-Geklimper schickt ein tönendes Hosianna gen Himmel. Schließlich legt er los, der Al, und erzählt uns etwas von "Don't Download This Song".
Jaja, das Pferd sollten wir diesmal von hinten aufzäumen, denn so richtig humorig wird "Straight Outta Lynwood" erst mit diesem Schlusstrack. "Oh you don't wanna mess with the RIAA, they'll sue you if you burn that CD-R, it doesn't matter if you're a grandma or a 7-year old girl, they'll treat you like the evil, hard-bitten scum you are", fasst er seine Ode an die Rechteverletzung zusammen.
Wie gehabt, speist Yankovic sein Oeuvre jeweils zur Hälfte aus Coverversionen und Eigenkompositionen. Ebenfalls wieder mit von der Partie: die liebgewonnene Polka mit Verhackstückungen bekannter Indie-Tracks. Green Days "American Idiot" verwandelt sich in den "Canadian Idiot" und spielt mit den überall vorhandenen nachbarschaftlichen Vorurteilen. Die dummen Sauschwaben können ein Lied davon singen. Im Unterschied zu den Kanadiern ernähren sich die Bewohner eines Teils von Süddeutschland aber nicht von Elch-Fleisch, sondern von allerlei Teigwaren, manchmal mit undefinierbarem Gekröse gefüllt.
Weitere satirische Ritterschläge erfahren Chamillionaire ("White & Nerdy"), Usher ("Confessions Part III"), R. Kelly ("Trapped In The Drive-Thru") sowie American Idol-Finalist Taylor Hicks ("Do I Creep You Out"), der hierzulande jedoch kaum bekannt sein dürfte. An diesem Beispiel offenbart sich auch Yankovics Dilemma. Denn zu oft sind seine Späße lediglich im Kontext der amerikanischen Kultur verständlich und so für die breite Masse hierzulande eher unzugänglich.
Al bedient sich gewohnt gekonnt am Vermächtnis der Rockmusik. So ist der Nonsens "Pancreas" um seine Bauchspeicheldrüse samt Insulin und Glukagon jeweils zur Hälfte ein absolut gekonntes Rip Off der Beatles und der Beach Boys. Nur: Yankovic war schon um einiges feinsinniger und witziger.
Viel zu oft verpufft sein Unterfangen, den Hörer zu erheitern in zu seichten Kalauern. "I'll Sue Ya" flirtet mit Rage Against The Machine-Anleihen. Dass in den USA aber jeder seinen Nachbarn auf drei Milliarden Dollar verklagen kann, weil der ihm auf dem Fuß stand und ihm so seelische Pein verursachte, ist allerorten bekannt und ohnehin Gegenstand allgemeiner Belustigung.
Zumal das ohnehin das Problem bei Comedy-Platten ist. Einmal angehört, und der Witz ist durch. Da man selten dazu neigt, sich über einen musikalischen Gag noch mal vor lachen das Zwerchfell zu zerren, ist das Ganze umme Ecke, gegessen, abgefrühstückt. Da mag es nobel sein, dass "Straight Outta Lynwood" mit beigefügter DVD-Audio noch im 5.1.-Sound zu bewundern ist. An der kurzen Halbwertszeit der Scheibe ändert das auch wenig bis gar nichts.
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