laut.de-Kritik

Die Hygge-Ehrenbotschafter Dänemarks.

Review von

Die Hygge-Ehrenbotschafter Dänemarks sind zurück. WhoMadeWho - das weiß ich zwar nicht, aber wer mir durch die Kopfhörer greift, um meinen Kopf zu streicheln, die drei kenne ich. Nun hauchen sie uns "Kiss & Forget" in die Ohren - und alles ist: erwartbar. Der Eklektizismus früherer Tage kommt auch hier nicht zurück, schon das zweiteilige "Saturday", ja eh der beste und wohligste Tag überhaupt, knipst die Heizdecke schon mal an. Die Drähte glimmen auf "Part 1" schön vor, und dann tut "Part 2" ganz kurz so, als bewegte sich da was unter der Decke - es waren aber nur die eigenen Füße.

Und die wippen durchaus, denn schlecht ist "Kiss & Forget" natürlich nicht. Der Høffding weiß auf "Love Will Save Me" schon noch, wie schöne Basslines gehen, aber die sind weniger Grundlage eines darauf errichteten Gerüsts, sondern Nebenschauplatz einer ätherischen Hauchzerei operettenhaften Ausmaßes. Das gilt auch für die "Bedside", und wer da gerade featuret, spielt keine Rolle. Denn gefühlt klänge Alle Hagmann, durch die Dänenfilter gejagt, plötzlich auch wie Lionel Richie, der sich gerade an einer offenen Flasche Pistazienkernöl verschluckt hat.

Dementsprechend macht hier niemand "Kiss Me Hard", auch wenn der Beat an dieser Stelle zum ersten Mal ein bisschen Zunge blitzen lässt. Im Songverlauf gerät der Kuss aber immer trockener, das ist leider kein "Miracle", sondern Routine. Die Beats kommen hier gar noch härter und, man muss es betonen, wenn nicht wirklich stimmungsvoll, so doch nicht nur handwerklich korrekt, sondern hörästhetisch fein. Der beste Song bislang, der immer noch an den falschen Stellen Luft lässt, aber trotzdem zumindest bei der nächsten vegetarischen Grillfloßfahrt mit euren Freund:innen von denselben als edgy durchgehen könnte.

Wirklich gut bleibt die Struktur. Dafür, dass die Songs musikalisch oft wenig unterfüttert sind, merkt man, wie lange das Trio am Soundgewand gehäkelt hat. Kölsch klingt solo geil, "Heartless" kommt über das Label 'gefällig' aber trotzdem nicht hinaus, zu wenig Ideen ranken sich um den okayen Beat und den Mono-Refrain.

"Sweet Cuddles" ist nicht nur der IRC-Nutzername eures gruseligen Großonkels, sondern der abgesehen vom Opener langsamste Song bislang, denn das Album ist zwar hauchzart, aber selten langsam. Hier zieht sich der Kaugummi, bis er kaum mehr zu erkennen ist, und Blue Hawaii lassen ihre starke Duo-Spannung erahnen, während WhoMadeWho dazwischen schießen und in der Produktion ergänzen, statt Zucker drüberzugießen. Herauskommt ein ganz feiner, komplexer Track, der Kaugummi wandelt sich hier zu Spinnweben, die Ra zum Schluss kunstfertig abreißt.

"Children" kommen bei derlei Schmusesongs wohl raus, ein Lob an die inhaltliche Logik der Songreihenfolge. Dem Trio fällt aber leider nicht mehr ein als eine erneut gelungene Bassline sowie das bandübliche Pink-Noise-Crescendo. Kjellbergs Gitarre kommt erwartbar kompetent, aber spätestens wenn der Chor einsetzt, merkt man, dass die Dänen irgendwo falsch abgebogen sind und sich fragen, wie sie die Nummer nun schadlos überstehen können. Völlig unnötig, WhoMadeWho bräuchten ganz offensichtlich einen Producer, der sie in den Arsch tritt, diese Aufgabe übernehmen sie aber selbst.

Und so Somit kann sich die tolle nour noch so viel Mühe geben, "A3LA" Ecken und Kanten zu verleihen. Sobald sie ihren Part aufgenommen hat, tauchen die drei ihn in Rosenwasser. Mit "You Belong To No-One" kehrt das Album zu den schwachen Anfangstracks zurück, ohne den Titel-One-Liner würde ich mich jetzt schon nicht mehr an den Track erinnern. Der "Hummer" schnappt natürlich nicht zu, obwohl das so gerne meine "Qualia", also mein subjektiver Sinneseindruck, wäre. Stattdessen zeigt sich das Krustentier als windelweicher, leicht noisiger Filler ohne Inhalt. Und dieser Closer schreit geradezu: 'Ich bin ein Closer! Titel, den du googlen musst und voll relaxend, aber nachdenklich, weil das Album war intellektuell!' Können die drei besser.

Trackliste

  1. 1. Saturday Pt.1
  2. 2. Saturday Pt.2
  3. 3. Love Will Save Me (feat. RY X)
  4. 4. Bedside
  5. 5. Kiss Me Hard (feat. Blue Hawaii)
  6. 6. Miracle (feat. Adriatique)
  7. 7. Heartless (feat. Kölsch)
  8. 8. Sweet Cuddles (feat. Blue Hawaii)
  9. 9. Children
  10. 10. A3LA (feat. nour)
  11. 11. You Belong To No-One
  12. 12. Hummer
  13. 13. Qualia

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