laut.de-Kritik

Musizieren als Trauerarbeit: Ernüchternde Lyrics im geschmeidigen Outfit.

Review von

"I still Love You/ I still want you/ I still need you after all" gesteht Fitzsimmons im Opener zu schlichten Klavierschlägen.

Was er hier in aller Banalität andeutet, wird sich im weiteren Verlauf der Platte verdichten und all die schmerzliche Erfahrungen offen legen, die die Scheidung von seiner Frau nach neunjähriger Ehe mit sich gebracht haben. Hier fungiert das Musizieren als Trauerarbeit, als Versuchsanordnung, das Scheitern überwinden und der unzulänglichen Wirklichkeit doch noch ein Lächeln abtrotzen zu können.

Dass der amerikanischen Singer/Songwriter und ausgebildete Psychotherapeut seine Gefühlswelt musikalisch überwiegend als melancholisches Liedgut vermittelt, hat bereits sein Vorgänger "Goodnight" eindringlich offenbart. Leidensanlässe gibt es schließlich genug.

Zeichnete sich "Goodnight" aufgrund schlichtester Aufnahmetechniken noch mit einer intimen Ungeschliffenheit aus, hat sich der Multi-Instrumentalist nun erstmals mit dem Produzenten Marshall Altman ins Studio begeben, der seinen minimalistisch instrumentierten Songs einen kantenlosen Schliff verpasst.

Mit samtweicher Gesangsstimme macht er sich auf, den Verletzungen, Schuldzuweisungen und Ängsten nachzuspüren und sie in watteweiche Arrangements aus der gezupften Akustikgitarre, Piano und weicher Perkussion zu betten. Trotz der niederschmetternden Themen behält stets die Zärtlichkeit die Oberhand; Fitzsimmons reißt musikalisch keine Wunden auf, er kontrastiert die lyrische Schwere mit eingängigen, sanften Melodien und einschmeichelnden Inszenierungen.

Wie auf dem Vorgänger ähneln sich auch hier die Songstrukturen, deren harmonische Eintönigkeit nur selten durchbrochen wird. "I Don't Feel It Anymore" gewinnt mit dem Gesangspart einer Gastmusikerin, in "You Still Hurt Me" übt sich Fitzsimmons zu heiterem Banjospiel im schmerzhaften Erdulden des Verlusts und die Imagination des Freitods ("Would you forgive me/ Or bring flowers to me/ By the grave") in "Find Me To Forgive" intoniert er zum verhalten tänzelnden Piano-Walzertakt.

Das von perlendem Gitarrenspiel geführte "Goodmorning" weckt die Erinnerung an Nick Drake und versteht sich mit den Textzeilen "Your heart will mend/ Goodmorning/ You will find love" schließlich als versöhnlicher Abschied von der einstigen Geliebten und suggeriert das hoffnungsfrohe Erwachen einer neuen Liebe.

"The Sparrow And The Crow" bestätigt Fitzsimmons' Qualität als niveauvoller Songwriter, auch wenn der Eindruck bestehen bleibt, dass er die Artikulation des Liebesleids einer gefälligen Standardisierung unterwirft, die sich an einer maßvollen Melancholie und der geschmeidigen Zugänglichkeit ausrichtet. Damit setzt er sich immer wieder der Gefahr aus, sich in Absehbarkeiten und der Redundanz zu verlieren. Andererseits mag dieses Vorgehen in der kalkulierten Strategie begründet liegen, den Widrigkeiten der Liebe gerade mit ebensolcher tröstlichen Behaglichkeit zu trotzen. Wie dem auch sei, die Platte ist ein unaufgeregter wie gefühlvoller Begleiter, der keinem zur Last fällt.

Trackliste

  1. 1. After Afterall
  2. 2. I Don't Feel It Anymore (Song Of The Sparrow)
  3. 3. We Feel Alone
  4. 4. If You Would Come Back Home
  5. 5. Please Forgive Me (Song Of The Crow)
  6. 6. Further From You
  7. 7. Just Not Each Other
  8. 8. Even Now
  9. 9. You Still Hurt Me
  10. 10. They'll Never Take The Good Years
  11. 11. Find Me To Forgive
  12. 12. Goodmorning

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