laut.de-Kritik

Der Outlaw covert Pearl Jam und Coldplay.

Review von

Mittlerweile blickt Willie Nelson auf sechs Jahrzehnte im Musik-Business und über 200 veröffentlichte Platten zurück. Seit den 50er-Jahren steht er für jenen ursprünglichen Country-Sound, der sich in den 70er-Jahren der Hinwendung zum Pop mit der Kommerzialisierung des Country-Genres verweigerte. Bis heute bleibt sich der 78-jährige Outlaw treu.

Mit "Heroes" hat er nun nicht etwa wie einst Johnny Cash oder Neil Diamond ein reduziertes und nachdenkliches Alterswerk veröffentlicht, sondern sich mit großer Lebensfreude an die Intonation von diversen Klassikern und einigen neuen Songs gemacht. Mit seiner Band im Rücken agieren zudem neben Sheryl Crow und Snoop Dogg ("Roll Me Up") langjährige musikalische Weggefährten wie Merle Haggard und Kris Kristofferson und Nelsons Söhne Lukas und Micah als Gastsänger.

Das Album überzeugt mit einer wunderbaren Songauswahl und lustvollen wie unprätenziösen Inszenierungen, die die Bandbreite des Country-Genres widerspiegeln. Mit dem Wayne Carson-Klassiker "A Horse Called Music" startet das Werk mit einer von der gezupften Akustischen, der Mundharmonika, der Lap Steel und Merle Haggards Gesangsunterstützung generierten andächtigen Stimmung, ehe die Zügel mit "Roll Me Up", das sich zwischen Boogie Woogie und flottem Western Swing positioniert, straff angezogen werden. Ebenso gutlaunig und wild swingend kommen das aus den den 30er-Jahren stammende Stück "My Window Faces The South" und das von Fred Rose geschriebene "Home In San Antone" daher.

Äußerst charmant und im zügigen Galopp intonieren Willie und sein Sohn Lukas das aus dessen Feder stammende "Every Time He Drinks He Thinks Of Her", bevor Nelson und Sheryl Crow die Tom Waits/Kathleen Brennan-Nummer mit einer Prise Soul würzen. Das im langsamen Walzertakt tänzelnde "Hero" mit den Sängern Jamey Johnson und Billy Joe Shaver ist dann ebenso dem traditionellen Country verpflichtet wie die großartige, mit Barjazz-Anleihen durchzogenen Ballade "Cold War With You" mit säuselnder Steel-Gitarre und lässiger Pianolinie.

Nicht zuletzt glänzt Willie Nelson mit Coverversionen des Pearl Jam-Hits "Just Breathe", den er mit seinem Sohn Lukas intoniert und des Coldplay-Klassikers "The Scientist", die mit dieser countryesken Einfärbung in einem neuem, wunderbarem Licht erstrahlen.

Willie Nelson musiziert im Kreise seiner Freunde und Familienangehörigen, seiner musikalischen und persönlichen Helden. Diese Intimität und Vertrautheit geht atmosphärisch mit einer spielerischen Unverkrampftheit und Authentizität einher, die allgegenwärtig ist. Mit diesem rundum gelungenen Werk präsentiert sich Nelson auf der Basis seines genuinen Country-Verständnisses als dennoch vielseitiger und stilistisch offener Künstler, der sich und der Welt nichts mehr beweisen muss, am Ende aber doch Recht behält.

Trackliste

  1. 1. A Horse Called Music
  2. 2. Roll Me Up
  3. 3. That's All There Is To This Song
  4. 4. No Place To Fly
  5. 5. Every Time He Drinks He Thinks Of Her
  6. 6. Come On Up To The House
  7. 7. Hero
  8. 8. My Window Faces The South
  9. 9. The Sound Of Your Memory
  10. 10. Cold War With You
  11. 11. Just Breathe
  12. 12. Home In San Antone
  13. 13. Come On Back Jesus
  14. 14. The Scientist

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