laut.de-Kritik

Fury In The Slaughterhouse klingen beliebiger denn je.

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Zwei Jahre vergingen nach dem Ende von Fury In The Slaughterhouse, bis Kai und Thorsten Wingenfelder 2010 die Nachfolgeband gegründet haben. Auf ihrem fünften Album "SendeschlussTestbild" streichen Wingenfelder die letzten musikalischen Bezüge zur Vergangenheit. Mit Rock im herkömmlichen Sinne haben die zehn Songs nichts zu tun.

"Und es lohnt sich zu lieben, denn wer liebt, wird belohnt", heißt es im Kehrvers von "Der Planet Ist Bewohnt". Wingenfelder nutzen eine Sprache, die lyrisch sein möchte, aber von allen verstanden werden soll. Das schließt eine Hörerschaft mit textlichem Anspruch aus. Immerhin lassen sich die eingängigen Refrains sofort mitsingen.

Das von Ingo Pohlmann stibitzte "Starwars" fällt als Cover erst nicht auf. Tatsächlich zeigt es aber die dichterische Klasse, die der Singer-Songwriter verglichen mit den Hannoveranern besitzt. Wenn plötzlich vom "kleinen Mann bei Star Wars" gesungen wird, kommt eine Spannung auf, die die restliche Platte selten erreicht. Was ist gemeint? Wie geht es weiter?

Dabei beginnt "SendeschlussTestbild" vielversprechend. Im Titelstück positionieren sich die Brüder klar gegen Populisten. Hierfür nutzen sie Mitschnitte von Gauland- und Trump-Reden. Das klingt sperrig im positiven Sinne. Musikalisch unterstreichen sie das mit elektronischen Elementen, Stimmeffekten und einem angenehm zurückhaltenden Refrain.

Bereits das zweite eigene Stück "Aragona" zerschägt den Ersteindruck. Mit Ukulele und Gute-Laune-Text schlittern die Musiker in belanglosen Wohlfühl-Pop. Die "Für dich da"-Ballade "Ich Werd Dich Reparieren" stellt die Spitze der Harmlosigkeit dar. "SendeschlussTestbild" klingt in den anstrengendsten Momenten wie eine Mischung aus Pur, Sasha und Westernhagen.

Dass Wingenfelder mit belangloser Radiomusik auf Nummer sicher gehen wollten, ist allerdings zu bezweifeln. Dafür werden sie in der Untergangserzählung "Rette Mich Wer Kann" zu düster. Auch musikalisch wagen sie Neues, wenn sie mit Synthesizer und elektronischen Drums dezent experimentieren. Das ausgiebige instrumentale Ende im bluesigen "Die Wahre Liebe Ist Eine Legende" steckt mit seiner Spielfreude sogar an.

"SendeschlussTestbild" beweist, dass "abwechslungsreich" kein positives Adjektiv sein muss. Das Album bietet laute und leise Momente, Stadionhymnen und Schmusepop, Poesie und Hau-drauf-Texte. Auf Kosten eines roten Fadens lassen Wingenfelder nichts aus. Im zehnten Bandjahr scheinen die Musiker allerdings so weit wie noch nie von einem eigenen Sound entfernt.

Trackliste

  1. 1. SendeschlussTestbild
  2. 2. Starwars
  3. 3. Aragona
  4. 4. Rette Mich Wer Kann
  5. 5. Der Planet Ist Bewohnt
  6. 6. Bis Mein Bauch Glüht
  7. 7. Ein Kurzes Hallo
  8. 8. Ich Werd Dich Reparieren
  9. 9. Wer Weiss Das Schon
  10. 10. Die Wahre Liebe Ist Eine Legende

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