26. Oktober 2009

"Es ist definitiv Andrews Band"

Interview geführt von

Von Wolfmother 2006 ist im Jahr 2009 nur noch Sänger Andrew Stockdale übrig, der neue Leute um sich gescharrt hat. Da er am Interviewtag noch zwei Konzerte zu geben hat, will er seine Stimme schonen und schickt den 23-jährigen Ian Peres, Keyboarder und Bassist, an die Interviewfront. Rein optisch macht das auch keinen großen Unterschied.Berliner, Neukölln. Im Hotel findet zeitgleich mit dem Interview ein internationales Treffen von Akte-X Fanatikern statt, die es alle sehr ernst meinen - "They Want to Believe"! Plastik-Aliens türmen sich neben dem Catering, in den Räumen finden Konferenzen statt, die Stimmung ist angespannt.

Nicht so bei Ian Peres im Zimmer. Der bestellt sich 'layed back' den zweiten Kaffee des Tages, der ihn aber doch nicht weniger müde aussehen lässt. "Das Tourleben, was soll ich sagen?!", gibt er lakonisch Auskunft.

Ich glaube, fast niemand weiß bisher etwas über dich. Wer bist du?

Ja, (ironisch) heute breche ich das Schweigen. Ich bin Ian, ich spiele Keyboard und Bass bei Wolfmother.

Was hast du vorher gemacht?

(Überlegt kurz) Nichts eigentlich, nichts. Ich hatte eine eigene Band, wir spielten ein paar Gigs in kleinen Clubs mit vielleicht 80 Leuten oder so. Ich lebte bei meinen Eltern. Ich habe eigentlich nicht sehr viel gemacht.

Wo kommst du her?

Ich wohne in Queensland, Australien. Viel Sonne, Sand, Surfen und der Strand. Ich bin nicht wirklich ein Strandgänger, das ist komisch, aber ich mag das Wetter. Im Moment ist es gerade sehr heiß dort. Warte! Habt ihr hier Celsius oder Fahrenheit?

Celsius.

Ah, Ok. Also sagt es dir wahrscheinlich nichts, wenn ich dir die Grad Fahrenheit sage.

Nein, nicht wirklich. Wie bist du denn zu Wolfmother gekommen?

Es war ein sehr zufälliges, unerwartetes Ding. Wir machten ja diese Gigs in den kleinen Clubs, und der Drummer, mit dem ich spielte, kannte Dave (Acosta), der jetzt bei Wolfmother trommelt. Dave und Andrew kamen ungefähr im letzten September zusammen, und Andrew meinte, dass er gerne einen Keyboarder hätte. Dave sagte, dass sein Kumpel mit einem Keyboarder spielt und dass sie den fragen könnten. Andrew kannte mich also nicht, er ging einfach einer Ahnung nach. Ich traf die ganzen Leute dann am 15. Januar und seither läuft es. Ich kannte weder Aiden Nemeth (Gitarre) noch Dave noch Andrew.

Warst du der Letzte, der dazugestoßen ist?

Aiden kannte Andrew schon eine Weile, weshalb er von Sydney nach Brisbane kam. Ich wusste nicht, dass noch eine vierte Person in der Band ist, als ich mit ihnen jammen sollte. Also musste ich erst mal fragen, was er eigentlich da macht. Aber es war alles cool.

"Das ist eine sehr surreale Erfahrung"

Das muss alles sehr unwirklich für dich sein!

Ja, ich zwicke mich manchmal immer noch selbst. Jedesmal wenn etwas Unglaubliches in der Band passiert, passiert eine Woche später etwas noch viel Unglaublicheres. Ich hab mal in den Terminplan geschaut, was wir in den nächsten Monaten machen ... Ein paar Fernsehshows, die ich selber gekuckt habe, als ich 17,18 Jahre alt war. Bei denen ich damals dachte, au ja, da möchte ich auch mal auftreten. Das ist eine sehr surreale Erfahrung.

Wie bleibst du da auf dem Boden?

Ach weißt du, wir sind ziemlich relaxt, wir Australier. We are pretty chilled out. Dave und Aiden sind sehr entspannte Menschen, wir hängen viel zusammen ab.

Du hast ja ein paar sehr große Schuhe gefunden bei Wolfmother, die du auszufüllen hast. Die Band war extrem erfolgreich.

Ja, das stimmt. Ich kann nur mein Bestes geben, und bisher funktioniert das ja ganz gut. Die Leute kamen auch schon nach den Gigs zu mir und lobten mich. Natürlich wird es immer welche geben, die meinen, ich sei nicht so gut wie mein Vorgänger, aber was soll's ... (in seine Kaffeetasse hinein) Who gives a shit?

Was weißt du denn über die Trennung der Band?

Eigentlich nichts. Ich kenne nur das Zitat "persönliche und musikalische Streitigkeiten". Ich weiß, dass Andrew versucht, keinen Dreck aufzuwühlen, deshalb reden wir nicht darüber. Das verstehe ich! Ständig verfolgen sie ihn deswegen, das will er beenden. Es ist zu Ende, es ist längst vorbei. Es wird Zeit, dass etwas anderes passiert.

Ist das Andrews Band?

(Lacht) Andrews Band, ja das ist es. Es ist seine Band. Er hat mit ihr angefangen, wir begleiten ihn jetzt. Es ist also definitiv seine Band. Diese Dinge brauchen Zeit, um eine richtige, ganze Band zu werden. Wir hatten jetzt ein Jahr, um miteinander zu spielen, um uns kennen zu lernen, es war wie wenn man zur Schule geht. Man hat neue Freunde in der Klasse. Aber ich bin sicher, mit der Zeit machen wir auch ein drittes Album, da wird es sicher anders sein.

Wie habt ihr die Lieder zu "Cosmic Egg" aufgenommen?

Andrew hatte schon eine Menge Lieder geschrieben, wir jammten dazu, und er brachte seine Ideen dazu ein. Die Drums sollten das tun, das Keyboard jenes, ... Er ist ein guter Instrukteur, wir halfen ihm dabei, seine Vision zu verwirklichen. Aber natürlich haben wir alle unseren eigenen Spiel-Stil, das wirkt sich aus. Ich habe meine eigenen Lines eingebaut, sobald es ging.

"Er denkt immer noch gleichzeitig über etwas anderes nach"

Was sind deine Einflüsse?

Ich mag ein bisschen Folk Rock, und vor allem Radiohead! Die waren für sehr lange Zeit meine Lieblingsband. Immer wenn ich spiele, habe ich sie in meinem Kopf.

Und die 70er? Led Zeppelin und so?

Ja, Led Zeppelin mag ich, aber es zieht mich schon eher zu Hendrix. Pink Floyd, die liebe ich. Ich liebe das Psychedelische, und Richard Wright, der Keyboarder von Pink Floyd ist der Wahnsinn. Er hat nie die Aufmerksamkeit bekommen, die er eigentlich verdiente, bis er letztes Jahr starb. Das war enttäuschend. Erst jetzt merken die Leute langsam, was für eine wichtige Rolle er in der Band hatte. Keyboarder werden immer ein bisschen abgeschoben. Es geht nur um den Sänger, aber was solls. Pink Floyd war irgendwie immer ein Duell zwischen David Gilmour und Roger Waters, keiner hat die anderen beachtet.

Ist das bei euch auch so? Wirst du etwas abgeschoben.

Nein, Himmel nein. Wir haben viele Fans, die auf verschiedene Leute auf der Bühne schauen.

Ist Andrew einer dieser typischen Music-Maniacs wie z.B. Billy Corgan von den Smashing Pumpkins? Mit denen keiner länger spielen will?

Nein, er ist eine sehr interessante Person. Es ist sehr spannend, sich mit ihm zu unterhalten, weil bei ihm immer etwas im hinteren Teil des Hirns abläuft. Er denkt immer noch gleichzeitig über etwas anderes nach. Und er hat wirklich die Songwriter-Gabe.

Es gab ja Gerüchte über ein Doppelalbum, was ist daraus geworden?

Das war ursprünglich geplant, aber es gab irgendwelche Probleme, ich weiß nicht genau. Dafür wird es eine Doppel-Vinyl geben, was ich viel cooler finde. Oldschool.

Nächstes Jahr supported ihr AC/DC auf ihrer Tournee, das ist krass, oder?

Definitiv. Ich habe das noch gar nicht recht registriert. Mit diesen Leuten zu spielen, ist eine Ehre. Angus Young zu treffen!

Was würdest du machen, wenn du jetzt nicht bei Wolfmother wärst?

So wie bisher auch, eben nichts! Ich habe ungefähr zwei Monate auf den Anruf von Andrew gewartet, ich habe gezittert. Passiert es oder passiert es doch nicht? Am Ende dachte ich, dass es nicht passiert, aber ich hab mir gesagt: Ok, du hast ein gutes Leben, du wohnst mit deinen Eltern, verdienst etwas Geld, spielst mit deinen Freunden in einer Band, du kriegst drei Mahlzeiten am Tag. Es war cool mit der anderen Band, ich vermisse sie sogar noch ein bisschen. Das war Spaß. Aber wir waren einfach zu faul. Wir hatten zwar eine CD aufgenommen, aber wir haben es nicht so weit getrieben, wie wir gekonnt hätten.

Das ist der australische way of Life?

Ja, wir sind relaxed. Nicht, dass ich nicht dankbar für das hier wäre, aber das ist schon verrückt.

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Wolfmother

Es ist schon komisch, dass Menschen sich immer wieder verleiten lassen, Dinge zu schreiben wie: "Das ist die Rettung/der Messias/das absolute Superding …

Noch keine Kommentare