laut.de-Kritik

Das Zeitzeugnis eines außergewöhnlichen Jahres.

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"Ich finde es generell sehr schwierig, tagespolitische Themen zu nehmen und daraus Songs zu machen", erklärte Schwartz im Interview auf die Frage, weshalb seine Twitter-Kommentare nicht den Weg in seine Musik finden. Dass sich Kunst nicht immer auf zeitlose Themen stützen muss, sondern sich auch im Kommentar zu aktuellen Ereignissen niederschlagen kann, zeigen die Rapper Xzibit, B-Real und Demrick mit "Serial Killers Presents: Summer Of Sam". Das bereits vierte Album des Trios arbeitet sich an den Geschehnissen ab, die die USA seit diesem Sommer in Atem halten.

Im Opener "Before The Streets Lock Down" streift Demrick zum kurzatmigen Instrumental von Sick Drumz von fehlenden Beatmungsgeräten bis zu Hamsterkäufen von Klopapier durch die Irrungen und Wirrungen der Pandemie. Längst ist nichts mehr "Normal", wenn B-Real die ausbleibenden Konzerte beklagt und mit Entsetzen auf das Verhalten seiner Mitmenschen reagiert: "Why you're trying to shake my hand?!". Xzibit gibt sich trotz drogenbedingter Vorbelastung seines respiratorischen Systems zunächst noch widerspenstig, bis ihn selbst ein Husten überkommt.

"There's a war going on outside no man is safe from", verleiht Demrick in "War In The Streets" dem ikonischen Zitat von Mobb Deep eine neue Bedeutungsebene. Unterdessen gibt Xzibit mit Verweis auf die eigene Oma zu bedenken, dass vor allem ältere Menschen in der Isolation in die Depression abrutschen. Doch auch den Einfluss der "Quarantine" auf die Kinder bezieht er mit ein: "Hello boys and girls, welcome to your brand new world where everyone is paranoid and concerned". Am Ende bleibt nur der Appell zur Solidarität: "Now we are all here together whether you like it or not."

Seinen stärksten Part liefert der ohnehin mit stimmlicher Überzeugungskraft gesegnete Kalifornier in "Summer Of Sam" ab. Überzeugend stellt er die aktuellen Entwicklungen in einen größeren Zusammenhang. So beschleunigt die Pandemie den Verlust der Mittelschicht, die damit den ohnehin längst vergessenen Bevölkerungsgruppen folgt: "How the fuck they're going find out a tiger in a zoo got this fucking COVID-19 virus before you?". Sein Resümee zum Zustand der US-amerikanischen Gesellschaft fällt entsprechend trist aus: "We were sick before the virus hit."

Mit den landesweiten Demonstrationen gegen Polizeigewalt darf natürlich auch das zweite große Thema dieses amerikanischen Sommers nicht fehlen. "Powder Keg" gibt das emotionale Statement eines jungen Protestlers wieder, der die Verantwortung für die Straßenunruhen bei der Staatsmacht sucht. Auch wenn der Gitarreneinsatz ein wenig hüftsteif daherkommt, bemühen sich die Rapper wie Fever 333 die Entzündung des titelgebenden Pulverfasses musikalisch einzufangen. "I don't wanna be violent. I do believe in self defense", folgt Xzibit in "White Power" auch der Haltung von Jason Butler.

Im Vergleich dazu fehlt es "Loaded" deutlich an Schärfe. Hier reduziert Xzibit das Coronavirus zur zahnlosen Punchline: "I am a dirty disease. So I am immune to the virus." Es bleibt das Geheimnis des Trios, weshalb sie ausgerechnet den unspektakulären Representer als Video umsetzen ließen. Eher mau fällt auch "Man Down" aus, mit dessen Reggae-Einschlag der zuletzt schwächelnde Busta Rhymes wenig anzufangen weiß. Snoop Doggs Strophe in "Triggered" erfuhr dagegen bereits seine Zweitverwertung im ominösen Fan-Video "Can't Stop" mit 50 Cent und DMX.

Um mit einer positiven Note zu enden, fordert Xzibit im abschließenden "Catch A Body" dazu auf, sich aus der Passivität zu befreien und die Krise produktiv zu nutzen: "What have you learned about yourself on quarantine? If you didn't come out this motherfucker with a motherfucking idea, a clue, a direction, a company, a hobby, a skill and you just sat on your ass this whole fucking time: Fuck you!". Mit "Serial Killers Presents: Summer Of Sam" gelingt Xzibit, B-Real und Demrick ein mehrschichtiges Zeitzeugnis dieses außergewöhnlichen Jahres. "Be good to each other. We're all we got."

Trackliste

  1. 1. Before The Streets Lock Down
  2. 2. Normal
  3. 3. White Power
  4. 4. Summer Of Sam
  5. 5. Quarantine (mit Kharmony Fortune)
  6. 6. Triggered (mit Snoop Dogg)
  7. 7. Powder Keg
  8. 8. Loaded
  9. 9. Man Down (mit Busta Rhymes und Jahsee)
  10. 10. War In The Streets
  11. 11. I Feel Great (mit DJ Quik)
  12. 12. Catch A Body

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