laut.de-Kritik
Feinfühliger Mix aus hebräischen Folk- und englischen Pop-Songs.
Review von Veronika AchatzApple-Boss Steve Jobs hat bekanntermaßen ein Händchen für die passende musikalische Untermalung seiner Werbespots. Wer wurde schließlich noch nicht von Feists verspieltem "One Two Three Four" vom Umschalten abgehalten oder von den Fratellis und Jet davon überzeugt, mit "Flathead" und "Are You Gonna Be My Girl" im Ohr durch eine bunte Welt tanzen zu müssen?
Seit kurzem wirbt das Haus Apple mit Yael Naims "New Soul" für ein neues Notebook. Mit gutem Grund, denn das Lebensgefühl, das dieser Song transportiert, sollte Garant genug für steigende Verkaufszahlen sein: Mit der Leichtfüßigkeit und der Unschuld eines kleinen, blumenbekränzten Mädchens trällert Yael ihre La-la-las und Ei-i-eis.
Die ungestüme Fröhlichkeit der Klavierakkorde und die sommerliche Trägheit der Trompetenparts komplettiert den lebensbejahenden Optimismus, den dieser Song ausstrahlt und mit dem Yael ihre Mitmenschen dazu bewegen will, "in dieser seltsamen Welt" etwas mehr miteinander zu kommunizieren.
Mit seiner überschäumenden Lebensfreude bleibt "New Soul" allerdings eine Ausnahme auf "Yael Naim". Stücke wie "Levater" beeindrucken dagegen eher mit dramatischen Streicher-Ensembles, traurigem Gitarren-Gezupfe und Yaels schwermütiger Stimme.
Für "Shelcha" holte sich Yael den französischen, aber englisch singenden Kollegen Kid With No Eyes zum Duett. Überhaupt gleicht "Yael Naim" einem kunterbunten, multikulturellem Mix. Berücksichtigt man, dass die Interpretin in Frankreich geboren, in Israel aufgewachsen und schon immer Anhänger englisch-sprachiger Musik war, so dürfte dies nicht verwundern.
Yaels hebräisch-sprachige Songs, die, sieht man von kleinen französischen Parts und einigen englischen Stücken ab, den Großteil des Albums ausmachen, muten fremdartig und sonderbar an. Wer ist schließlich außerhalb des Musikunterrichts an der Grundschule und "Hava Nagila"-Gruppengesängen schon zuvor mit jüdischer Volksmusik in Berührung gekommen? Doch wenn man sich an den sonderbaren Klang der Sprache gewöhnt hat, ist es gerade diese Andersartigkeit, die Yael Naim von anderen Folk-Sängerinnen abhebt und das Album interessant macht.
Abgesehen von der puristischen, gelegentlich jazzig angehauchten Klavierbegleitung, experimentierte Yael Naim zusammen mit ihrem Produzenten, dem Multi-Instrumentalisten David Donatien, sehr feinfühlig mit der Instrumentalisierung ihrer Songs. Am deutlichsten wird dies an dem Britney Spears-Cover "Toxic": Xylophon, Blockflöten, Akkordeon und Percussion-Akzente holen das Beste aus dem abgehörten Pop-Hit und verwandeln ihn in ein sensibles Klagelied. Wer hätte gedacht, dass so viel Potential in einem Britney Spears-Song steckt?
Wer erwartet, auf Yael Naims selbstbetitelten, zweiten Album dreizehn Pop-Songs in der luftig frischen Leichtigkeit von "New Soul" vorzufinden, wird enttäuscht werden. Stattdessen erwartet einen ein Universum nachdenklicher bis schwermütiger Lieder zwischen Folk und Singer/Songwriter-Pop, die sich zwar durch ihre melancholische Grundstimmung von "New Soul" unterscheiden, dadurch aber kaum an Qualität einbüßen.
5 Kommentare
joffi musika, yael,
gadol omanut, toda!
hazlacha uwracha.
Ich kann dir nur voll und ganz zustimmen ... äh ...
supermucke, yael
ganz große kunst, danke
glück und segen
"joffi" klingt ja eher niedlich ... heißt dann im Deutschen stilgerecht wahrscheinlich "knorke" ...
Ich dachte, du kannst auf Hebräisch gerade mal 'nen Whisky bestellen?
@Thelema (« Ich dachte, du kannst auf Hebräisch gerade mal 'nen Whisky bestellen? »):
Den muß man ja dann auch beim Wirt loben, sonst wird der säuerlich ...
"Joffi Whisky!"
Gruß
Skywise